Du hast eine Einladung zur Eltern-Whatsapp-Gruppe deines Kindes und willst nicht? Dann tu es nicht! Ich erkläre dir, wieso es gut ist, dass du dich abgrenzt. #selbstfürsorge #elternalltag #alltagalsmama
Gedankenwelt,  Life

Selbstfürsorge // Wieso ich in keiner Eltern-Whatsapp-Gruppe bin

Neulich hat Béa auf Twitter gefragt, wie das Verhältnis zu anderen Eltern sei. Zu den Eltern der Freundschaften unserer Kinder. Ob wir einen respektvollen und freundschaftlichen Umgang pflegen. Und da musste ich ein bisschen darüber nachdenken und habe schließlich geantwortet, dass ich zum Großteil keinerlei Kontakt zu den Eltern pflege. Weil es mir geheuchelt vorkommt, da zwanghaft etwas aufzubauen, wo nichts ist.

Ich weiß, dass viele (vor allem) Mütter sich durch die Kita und Schule neue Elternkontakte wünschen. Dass sie sich erhoffen, dass sie durch die eigenen Kinder Anschluss bekommen. Dass die Einsamkeit mit den Kindern stark zunimmt und Freundschaften zerbrechen.

Auch ich habe nur noch wenige Freundschaften, die die Kinder überdauert haben.

Denn: Für mich ist das purer Stress, aktiv nach Freund*innen zu buhlen und mich regelmäßig zu melden oder gar zu treffen. Klingt erstmal komisch, wenn man weiß, wie gern ich Geburtstage groß feiere oder Cocktails trinken gehe. Es ist für mich anstrengend, neue Menschen in mein Leben zu lassen, neues Vertrauen zu fassen, noch einen weiteren Kontakt zu koordinieren und mich zu rechtfertigen, wieso ich es nicht geschafft habe, mich in den letzten 3 Wochen zu melden.

Die Menschen, die mich lange kennen, wissen das. Die wissen, wie sie mit mir umgehen müssen und dass man mir das nicht übel nehmen darf. Als Mama von 6 Kindern, die neuerdings auch studiert und selbstständig ist, ist der Kopf einfach immer voll. Als Großfamilie sind wir immer gut durchgetaktet und selbst das Schreiben hier im Blog hat fixe Zeiten.

Dazu kommt: Nur, weil die Kinder befreundet sind, muss ich nicht auch mit den Eltern befreundet sein. Meine Kinder müssen ja auch nicht mit Kunigunde-Snörfried auf best Friends machen, nur weil ich mit Hildegard-Grünbert gerne Kaffee trinke. Wir sind eigenständige Menschen und das eine bedingt nicht das andere. Das sind übrigens random eingesetzte Namen, falls das nicht aufgefallen ist. 😛

Dann kam vor einiger Zeit wieder die Frage auf, ob ich in die Klassen-Whatsapp-Gruppe vom Frosch möchte.

Um auf dem neuesten Stand zu bleiben und Freundschaften zu schließen.

Nein, möchte ich nicht. Wenn es etwas Wichtiges gibt, gehe ich nämlich davon aus, die Lehrkraft kontaktiert mich persönlich. Das hat bisher übrigens wunderbar geklappt. Andernfalls bin ich froh, wenn das Smartphone schweigt und ich keine 395 Nachrichten lesen muss, ob die Hausaufgabe auf Seite 49 wirklich mit Bleistift oder Füller erledigt werden muss. (Ja, das ist jetzt überspitzt, aber ähnliche Situationen gab es auch schon.)

Außerdem nervt mich dieses euphorische Verhandeln, wer wie viel Geld für Weihnachtsgeschenke für Erzieher*innen und Lehrkräfte abdrücken möchte.  Weil da grundsätzlich nicht für Menschen ohne finanzielle Rücklagen und in Notlagen mitgedacht wird.

Der Hass, der mir in der letzten Eltern-Whatsapp-Gruppe entgegen geschlagen kam, hat mir außerdem gereicht.

Da muss ein fauler Apfel im Korb liegen, der Rest ist mit verdorben. Und so hat dieser faule Apfel gegen mich gehetzt und intrigiert, weil ich ihm einmal meine persönlichen Grenzen aufgezeigt und ihn in die Schranken gewiesen habe. Das ging so weit, dass man mich, obwohl ich freundlich und sachlich blieb, aus der Gruppe entfernte, damit die Person weiter ihre Lügen verbreiten konnte. Es ist eben leichter, dem stinkenden Fischkopf zu folgen, statt zu hinterfragen, was dran ist.

Diese Angriffsfläche möchte ich niemandem mehr bieten. Dafür ist mir mein Seelenheil zu wichtig. So können diese Menschen lästern und es tangiert mich zumindest nicht mehr auf meinem Arbeitsgerät aka Smartphone.

Dazu kommt, dass dann wirklich jede*r meine Nummer hat. Die Nummer, die ich quasi nie rausgebe, außer ich kenne die Person schon sehr lange oder es muss (jobbedingt) sein.

Ich habe keine Eltern-Whatsapp-Gruppe mehr – aus Selbstfürsorge

Ich habe nämlich noch ein Festnetztelefon – wie ein Dino. Wer mich erreichen möchte, hat diese Nummer. Mir wichtige Menschen erreichen mich übers Handy und wissen, wo ich wohne. Das reicht.

Die Fußballgruppe vom Frosch hat der Mann auf dem Schirm und schickt mir die essenziellen Termine.

Und wenn wir etwas von Lehrkräften brauchen, rufen wir entweder kurz vor Schulbeginn an oder schicken e-Mails, die beantwortet werden können, wenn es rein passt. 

Ich brauche und mag diese 24/7-Erreichbarkeit nicht. Ich bin mehr als die Whatsapp-Gruppen meiner Kinder und ein eigenständiger Mensch. Und  nein, ich muss da auch nicht mitmachen, wenn es mir nicht gut tut. Das ist Selbstfürsorge.

Denn mein Seelenheil ist mir wichtig und meine Familie braucht keine Furie, die sich über die letzten drei ausfälligen Nachrichten aufregt, weil sie keine 10€ pro Kind für ein Geschenk an XY übrig hat, weil das die Person rechtlich gesehen eh nicht annehmen darf, da es ab einem bestimmten Wert als Bestechung gilt.

Selbstfürsorge bedeutet auch Grenzen zu ziehen

In diesem Falle meine Grenzen auch zum Selbstschutz. Ich habe genug Päckchen zu tragen. Genügend eigenen Mist, den ich regeln und auf die Kette bekommen muss. Da möchte ich mich nicht noch genötigt fühlen, Kuchenspenden abzudrücken oder mich beleidigen lassen, weil ich gewisse Dinge aufgrund meiner Erfahrungen einfach anders sehe und fundiert begründen kann. Weil ich „Das hat uns auch nicht geschadet“ als Gegenargument sehe und nicht als positiven Vermerk für schwarze Pädagogik.

Und ja, ein bisschen freut es mich auch, dass ich mich mit dem ganzen Mist und Dorftratsch nicht befassen muss. Dass meine Priorität bei meinen 6 Kindern ist und nicht, ob Elsbeth-Foriane die Wäsche zwei Tage zu lange auf der Leine hängen gelassen oder Kunibert-Pietrr das Spielzeugauto von Waldfried-Norbert im Sandkasten versenkt hat.

Ich kehre dann doch lieber vor meiner eigenen Haustür und schaue, dass es uns gut geht. Dass meine Kinder zufrieden sind und durchs Leben kommen, ohne sich von solchen Gerüchten, Hetzkampagnen und Kleinkriegen beeinflussen zu lassen.

Eltern-Whatsapp-Gruppen sind toll …

wenn sie aus den richtigen Gründen entstehen und vorher  gewisse Umgangsregeln festgelegt wurden. Zum Beispiel, dass die Nummern nicht weitergereicht werden (was mir leider schon passiert ist). Oder dass dort wirklich nur sachliche Terminabsprachen statt finden, statt persönlichen Ballast abzuladen oder Intrigen zu spinnen (was ich bisher leider kaum erlebt habe). Respektvoller Umgang ist eben keine Einbahnstraße.

Ich habe auch eine Familiengruppe mit Freund*innen, in der wir mitteilen, wann wir oder die Kinder Geburtstag feiern und was sie sich wünschen. Also geht es dort etwa 10x im Jahr rund, weil wir eben 8 Menschen sind und es gibt ja noch Weihnachten und zwischendrin evtl. Kommunionen, Firmungen, Hochzeitstage. Da sind aber Menschen drin, die sich freiwillig mit uns abgeben. Ohne verpflichtenden Zwang, Kontakt aufrecht halten zu müssen.

Wer sie mag, soll sie nutzen

Mir ist bewusst, dass das meine ganz subjektive Sichtweise ist. Dass viele diese Gruppen als Bereicherung ansehen. Und diesen Menschen sei es von Herzen gegönnt, dass sie darin Spaß haben, sich mit vielen Menschen auszutauschen. Ich freue mich für jede Person, die in sozialer Interaktion – auch über Whatsapp-Gruppen – aufgeht.

Für mich bedeutet das eben nur Stress. Stress, der bei mir nach den fiesen Beleidigungen sogar Gürtelrose ausgelöst hat. Den vermeide ich bewusst und schütze mich. Meine Nummer ist mir heilig, meine Privatsphäre auch.

Übrigens sind meine Kinder auch nicht zwingend mit den Kindern meiner Freundinnen befreundet. Sie sind eigene Menschen mit einem eigenen Sympathieempfinden. Wieso sollte ich mich dann mit Erwachsenen umgeben, nur, weil unsere Kinder gern gemeinsam spielen? Weißt du, worauf ich hinaus möchte?

*****

Wie siehst du das? Eltern-Whatsapp-Gruppe als Bereicherung oder Belastung? Erzähl mal!

Herzlichst, die Julie

 

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6 Kommentare

  • Claudia Tramann

    Huhu,

    tatsächlich hab ich jetzt aktuell mehrere WhatsApp Gruppen. Einmal Schule und Kindergarten und dann noch aus den Sportgruppen der Kinder. Allerdings sind hier die Regeln festgelegt worden, dass es nur um Organisatorische Dinge geht und keine Verabredungen oder ähnliches über die Gruppe gemacht werden sollen. Funktioniert perfekt, bis jetzt. Natürlich wird auch Mal nach Hausaufgaben oder verlorenen Gegenständen gefragt, aber auch da gibt es keine Nachrichtenflut Alla „hier ist es nicht“. Wenn ich ehrlich bin, wäre ich sonst wahrscheinlich auch schon raus gegangen 🙈.

    Ich finde es immer Schade, wenn man unreflektiert dem „Fischkopf“ folgt und vor allem, dass man sich in solchen Gruppen nicht Mal wie Erwachsene benehmen kann.

    Liebe Grüße
    Claudia

    • Julie

      Hach Claudia,
      ich finde es toll, wenn es auch positive Erfahrungen wie deine gibt. Vor allem auch, wenn sich alle an die aufgestellten Regeln halten. Das hat was. 🙂

      Liebe Grüße!

  • TAC

    Ich hab ein paar Gruppen, die auch alle irgendwie ihre Berechtigung haben (Mitarbeitergruppe auf Arbeit, Verein).
    Ab und zu gibts anlassbezogene Gruppen, aus dem man nach dem Ereignis wieder raus geht (sowas wie wer bringt zu dem Treffen am xx was mit?)
    In den Elterngruppen ist der Herr TAC drin, er ist da eher rational, während ich eher emotional bin. Das erklärt sicher schon, wieso 😉
    Die Jüngste hat eine beste Freundin, mit deren Eltern wir uns zufällig super verstehen. Das hat sich so ergeben, war nicht geplant oder erzwungen.
    Und unsere Kinder kommen oft auch mit den Kindern unserer Freunde aus. Aber auch da gibts keine „Pflicht“ dazu. Das ergibt sich oder eben auch nicht.
    Ansonsten schätze ich WhatsApp schon sehr, zum Kontakt halten ohne Verpflichtung. Man sieht den Status des anderen und reagiert ab und zu darauf oder auch nicht.
    Ich glaub, man muss seinen Weg finden. Und es immer wieder an die aktuelle Situation anpassen.
    LG von TAC

    • Julie

      Liebe TAC,
      sorry, dass es so lange gebraucht hat. Das Wochenende hat mich im Griff. Das mit deinem Mann finde ich eine gute Lösung. Vor allem, wenn er da wirklich rational und distanziert sein kann. 🙂
      WhatsApp mag ich an sich auch. Aber eben nicht, dass Hinz und Kunz meine Nr haben und die ggf. (wie schon passiert) auf Wanderschaft geht und ich von, mir wildfremden, Personen Nachrichten bekomme.
      Eine meiner besten Freundinnen habe ich auch durch die Große „wieder“ gefunden. Allerdings ist es so, wie du sagt, kein Muss.
      Liebe Grüße

  • Andrea

    Hallo,

    ich verstehe dich sehr gut und kann das total nachvollziehen. Mich kosten diese Gruppen auch total viel Kraft und es gibt bei vielen Kindern eben viele Gruppe. Ich habe mich aber entschieden, in den Gruppen zu bleiben und sie aber auf stumm zu stellen. Sie ploppen nicht mehr auf und reißen mich aus dem Alltag und so kann ich selbst entscheiden, wann ich sie lese. Was ich dann da lese, erfreut mich auch nciht immer, aber ich halte mich zurück. Ich schreibe viel seltener, als früher. Gerade habe ich nämlich die Kommuniongruppe des Kommunionkindes genau so erlebt, wie du es schreibst. Dorftratsch mit Respektlosigkeit gepaart ist einfach ungut. Hat mich aber nich gehindert, meinen Weg zu suchen und meine Grenzen zu ziehen. Vorbei an diesen Übermüttern. Ich habe die Gemeindereferentin gesprochen, ihr gesagt: so nicht und wir machen das anders und das Gespräch war absolut gut und mit dem Ergebnis, das man aus der Ferne nicht gutheißt, was da passiert und an Lösungen arbeitet.
    Der Wind hat sich sehr gedreht. Bei den größeren Kindern war ich lieber mit anderen Müttern unterwegs. Man begegnete sich deutlich mehr auf Augenhöhe. Das ist vorbei, zumindest hier im Dorf. An der Waldorfschule und im Kiga ist es anders.

    Kopf hoch, wir gehen unseren Weg schon.

    • Julie

      Liebe Andrea,
      es tut mir leid, dass du da ähnliche Erfahrungen machen musstest. Manchmal ist es eben einfacher, über andere herzuziehen, statt sich selbst zu hinterfragen. Ich finde es richtig toll, dass du den Weg gegangen bist. Ich für mich bin da zu emotional und zu distanzlos, als dass ich da ruhig bleiben und das schlucken könnte, was mir an Nachrichten nicht passt. Dafür war der Cut, in keinen Elterngruppen mehr zu sein, für mich der richtige Weg. Ich lebe gut damit. 🙂
      Liebe Grüße

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