Life,  Gedankenwelt

Einsam lebt das Muttertier

Vor meiner ersten Schwangerschaft war ich ein Lebemensch. Mein Freundeskreis war groß, meine Sehnsucht nach Parties, Alkohol und Kontakten ebenso. Ich lebte. Und ich genoss. Nie im Leben wäre ich darauf gekommen, dass Kinder dazu führen würden, dass man vereinsamt. Kinder, die doch eigentlich die Verbindung zwischen Menschen sind und durch ihre unbedarfte und unschuldige Art Grenzen einreißen. Außerdem hatte ich die meisten meiner Freundschaften schon lange vor und direkt zu Anfang während des Studiums geschlossen. Wir kannten uns also sehr gut. Dachte ich zumindest.

Dann kam die große Maus 

Während der Schwangerschaft mit meiner Großen war alles in Ordnung. Ich lebte weiter mein Leben, verzichtete zwar auf Alkohol und zu laute Musik, feierte aber dennoch und hielt viel auf meine sozialen Kontakte. Die Reaktionen aus meinem Umfeld zu einer so frühen Schwangerschaft – „Oh Gott, du bist doch erst 21!“ – hielten sich in Grenzen und zum Schluss zu waren die zweifelnden Stimmen verebbt.

Und dann war sie da. Unser absolutes Wunschkind. Doch sie war kein Vorzeigebaby, wie man das oft als werdende Eltern vermittelt bekommt. Schlafen? Ruhig auf der Spieldecke liegen und vor sich hin glucksen? War nicht. Sie schrie und schrie und schrie. Über drei Monate schliefen wir in Schichten, damit wir überhaupt irgendwie funktionieren konnten. An Feiern oder die Essenseinladungen, die ich zuvor gern ausgesprochen hatte, war die ersten Monate nicht zu denken. Die kleinste Abweichung der Norm ließ sie wieder in den Schreimodus verfallen.

Irgendwann, ich glaube es war zwei Monate nach ihrer Geburt, war ich einfach durch. Ich saß im Bett und weinte und flehte dieses arme kleine Ding an, dass es bitte endlich aufhören sollte zu weinen. Ich konnte einfach nicht mehr.

Nach etwa 14 Wochen war der Spuk vorbei und die Maus entwickelte sich zu einem Sonnenschein. Noch immer weinte sie viel, aber wir waren langsam eingespielt und ich lernte, sie durch ihre Phasen zu begleiten ohne selbst zu verzweifeln.

Sorry, aber ….

Nach und nach versuchte ich, die alten Freundschaften wieder in mein Leben mit einzubeziehen. Bei vielen gelang das auch. Bei anderen wurde ich immer öfter vertröstet oder auch ignoriert.

„Ist ja nett, dass du uns einlädst, aber ehrlich, das Babygeschrei… Da kann man sich ja gar nicht in Ruhe unterhalten“

„Schade, dass du nicht mit zum Feiern gehst. Wir treffen uns jedenfalls in der Bar!“

Nach und nach dezimierte sich mein Freundeskreis und es blieb ein harter Kern übrig. Diese Menschen besuchten mich meinetwegen. Sie ließen mir die Zeit, die ich brauchte und verstanden zumindest zum Teil, warum ich – inzwischen mit der Prinzessin schwanger – nicht ständig auf die Piste, sondern lieber Spieleabende oder Abende mit guten Filmen und leckerem Essen genießen wollte.

Doch von Kind zu Kind wurden es weniger. Auch langjährige Menschen, für die ich die Hand ins Feuer gelegt hätte, gingen.

Wir entwickelten uns weiter.

In eine andere Richtung. Weit weg von den Freunden, die zum Großteil – nein eigentlich fast alle – bis heute keine Kinder haben und ihr Leben als Weltenbummler genießen. Weg von denen, die heute noch immer um die Häuser ziehen, auf die Parties am Wochenende hinarbeiten und für die es unverständlich ist, so viele Kinder zu bekommen. Zurück blieb ich. Mit vier Kindern und mit kaum langjährigen tiefgründigen Freundschaften.

Weißt du, die Kinder sind einfach verdammt anstrengend, wenn man nur mal da sitzen und nen Kaffee trinken will.

Wie machst du das? Mir reichen die wenigen Besuche und ich brauche danach schon fast Urlaub

Nun ist noch eine Handvoll übrig. Nein, nicht einmal das. Wir sehen uns nicht oft. Und sie fehlen mir. Der Austausch und die Nähe fehlt mir.

Heute habe ich viele lose Bekanntschaften, hauptsächlich Eltern, mit denen ich mich ab und an verabrede. Im Internet habe ich viele nette Menschen kennen gelernt, denen ich – ganz neutral und ehrlich – mein Herz ausschütten kann, ohne dass ich sie und sie mich wirklich kennen.

Ich bin nicht der Typ, der freudestrahlend in Krabbelgruppen oder das Kinderturnen geht und sich mit anderen Müttern über den Stuhlgang des Babies der vorigen Woche unterhält. Es macht mir auch nicht sonderlich Spaß, auf dem Boden sitzend zu Kinderliedern zu singen und Fingerspiele einzustudieren. Das bin nicht ich.

Je mehr Kinder wir hatten, desto stärker wurde die Einsamkeit. Denn ich bin nun mal nicht mehr so flexibel und kann spontan durch die Gegend kurven. Ich bin abends einfach oft müde, weil mein Tag gegen 5 Uhr beginnt, mit Kindern, Studium, Blog und Haushalt ausgefüllt ist und irgendwann zwischen 22 Uhr und Erschöpfung endet.

Mein Kontakt zur Außenwelt ist rar.

Umso mehr genieße ich die wenigen Augenblicke, in denen ich mich von Angesicht zu Angesicht mit lieben Menschen, die der Babysprache entwachsen sind, zu unterhalten. Manchmal breche ich auch aus. Ich breche aus dem Käfig aus, den ich mir selbst gebaut hatte. Dann treffe ich mich in einer Cocktailbar mit den wenigen übrig gebliebenen Menschen und lache und genieße. Und bin dennoch alleine. Denn mein Lebensplan gleicht leider keinem der meiner Freunde.

Wenn ich dann nachhause fahre, bin ich wieder Julie, die Mama, die zu ihrem Mann unter die Decke schlüpft, nachdem sie ihren vier Mäusen noch ein Küsschen auf die Stirn gedrück hat. Die Julie, die weiß, der einzige erwachsene Gesprächspartner am nächsten Tag wird der Herzmann sein, der mich abends in den Arm nimmt und mir sagt, dass wir das schaffen.

Manchmal, ja manchmal, da denke ich sehnsüchtig an die Zeit vor meinen Kindern. Ob das fair ist? Denn schließlich wollte ich diesen Weg gehen.

Kann man einsam und glücklich zugleich sein?

Es ist ein bittersüßes Gefühl, diese Einsamkeit, während der Frosch sich auf meinem Bauch die Haare kraulen lässt und der Zwerg seine Kuscheleinheiten einfordert. Doch ich weiß, ich würde, könnte ich nochmal 20 Jahre alt sein, genau den gleichen Weg einschlagen. Weil er sich für mich richtig anfühlt. Trotz der Einsamkeit und Freundschaftsverluste.

Herzlichst, die Julie

 

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37 Kommentare

    • puddingklecks

      Das freut mich zu hören, dass deine Kinder dich total komplettieren und so sehr glücklich machen. 🙂
      Mir fehlt oft einfach das Sozialgefüge, die Gespräche über nicht-Kind-bezogene Themen und der Face-to-Face-Austausch von Lebenserfahrungen.
      Das heißt nicht, dass ich unglücklich bin, denn das bin ich so eigentlich ganz und gar nicht. Aber ab und an fehlt da einfach was, was nicht in die Kinderschublade gehört.

      Herzliche Grüße

  • Mary

    Das kenne ich leider auch! Ich höre dann, wenn ich mit jemandem darüber spreche, oft: “ Du hast es ja so gewollt!“
    Andere Mütter sehen mich oft als Rivalin, ich scheine aufgrund meiner 2 wilden, auf Bäume kletternden, matschenden, wundervollen Mädels zu provozieren, was wirklich nicht meiner Absicht liegt. Ich fühle was du fühlst! Liebe Grüße

  • Natalia

    Hallo Julie,

    Ich erkenne mich total in deinem Post. Habe meine Gedanken dazu mal als Gastbeitrag verbloggt. Der Kern war deinem sehr ähnlich. Ich hab auch oft das Gefühl zu vereinsamen in einer Gruppe von lieben Menschen. Man liebt seine Familie, aber es fehlt das soziale Leben mit Gleichgesinnten ?. Einfach ich sein und nicht Mama, es ist sooo wichtig ab und an.
    LG
    Natalia

    • puddingklecks

      Hallo liebe Natalia,
      genau das meinte ich. Der Austausch und das soziale Leben außerhalb der Familienbande als Ausgleich ist ein sehr wichtiger Stützpunkt, der aber leider mit jedem Kind mehr wegbricht.

      Herzliche Grüße

  • Karla

    Hallo,
    ich möchte dir einen kleine Impuls geben, deine Sichtweise etwas zu verändern. Du schreibst, dass deine langjährigen Freunde gegangen sind – aber so ist es nicht nur: du bist auch gegangen. Einen anderen Weg. Damit Freunde mitgehen können, möchten sie einbezogen werden. Auf ganz normale Art und Weise – einfach dabei sein und miterleben, was du erlebst (so wie früher, aber jetzt anders). Zeig Ihnen, dass du immer noch die Alte ist – nur mit anderen Rahmenbedingungen.
    In meinem Freundeskreis gibt es viele Kinder und ich habe einige Freunde an ihre Kinder „verloren“. Das machte mich auch traurig. Aber dort, wo ich mich einbezogen, erwünscht und ernstgenommen gefühlt habe – das ist leider nicht selbstverständlich, wenn man keine Kinder hat – sind Freundschaften enger und intensiver geworden.
    Liebe Grüße

    • puddingklecks

      Hallo Karla,

      weißt du, ich versuche immer, meine Freunde mit einzubeziehen und sie an meinem Leben teilhaben zu lassen, sie mit einzubeziehen, Qualitytime „ohne Anhang“ zu organisieren. Ich habe auch nie aufgehört „ich“ zu sein, trotz Heirat und Familiengründung. Doch es ist einfach unheimlich schwer, Menschen in mein Leben mit einzubeziehen, die entweder kein Verständnis dafür haben, mich nur ohne Familie wollen oder die halbe Erdkugel dazwischen liegt. Leider ist das bei den meisten meiner ursprünglichen Freunde der Fall.
      Irgendwann resigniert man aber einfach auch, wenn die Freunde, die sich vorher mit dir aufs Kind gefreut haben, diese dann als Störfaktoren ansehen.

      Liebe Grüße

  • Cat

    Hallo,

    es tut mir sehr leid für dich, dass du so viele Freundinnen und Freunde verloren hast. Wir haben nur ein Kind (1 Jahr), beide einen Beruf und sind „Teilzeit-Eltern“, bis die Lütte einen Kita-Platz hat. Doch selbst wir merken, dass wir größere Aktivitäten (Fahrt in eine andere Stadt, feiern gehen, mal ohne Kind essen oder einkaufen gehen …) einfach weitsichtiger planen müssen als vorher Dabei hilft es auch nicht gerade, wenn die ältere Generation (meine Oma) dann zusätzlich darüber schimpft, dass wir unser Sozialleben auch mit Kind weitmöglichst aufrecht erhalten, die Kleine mit uns dann eben mal länger mit am Tisch sitzt, wenn wir Besuch haben und nicht jeder Tag mit seinen Ritualen gleich ist. Dabei ist sie ein typisches „Mitnahmekind“ und langweilt sich fürchterlich, wenn sie nicht genug Action und Menschen um sich hat :). Wirklich gute Freunde gehen auch mal Kompromisse ein.

  • Lena von KraftvollMama.de

    Hallo Julie,

    ich finde es toll, dass du so ehrlich darüber schreibst. Auch ich hatte es mir etwas anders vorgestellt, das Leben mit Kind. Ich wollte die Art Mutter sein, die ihr Kind einfach überallhin mitnimmt und ganz natürlich lässig sein. Auch ich wurde mit einem Kind überrascht, das die ersten Wochen unentwegt schrie. Es stellte mein Leben auf den Kopf. Und trotzdem folgte ganz bald Nr. 2. ?. Ich finde es schade, dass sich Kinderlose nicht besser in ein Leben mit Kindern integrieren lassen. Es wäre doch eine Bereicherung für alle. Und gerade für Mütter ist ein gut funktionierendes soziales Netzwerk so wichtig, das könnte einiges abfedern. Vielleicht interessiert dich mein Artikel „Steinzeiterbe – Warum modernes Muttersein natürlich stresst“: http://www.kraftvollmama.de/steinzeiterbe/

    Alles Liebe
    Lena

    • puddingklecks

      Liebe Lena,
      ich finde es unendlich traurig, dass es dir genauso geht wie mir. Eigentlich geht es verdammt vielen Müttern so. Oft ist es einfach ein Geben und Nehmen. Aber meine Kompromissbereitschaft und die Flexibilität sind eben einfach nicht mehr die, die ich ohne Kinder hatte.
      Bei manchen klappt es wunderbar, Kinder und Freundschaften zu kombinieren, bei uns eben weniger.

      Danke für deinen Artikel, ich werde mich gleich mal einlesen.

      Herzliche Grüße

  • Thomas

    Hi, ein toller Artikel. Meine Sturm- und Drangzeit (wie meine Mama sie nannte) habe ich auch abgelegt, nachdem die Kinder kamen. Allerdings war die Zeit von 16 bis 32. Da ich damals schon 2 Tage Bettruhe von einmal trinken gebraucht habe, war es nicht ganz so schwer, auf das ganze zu verzichten.
    Als dann der Große geboren wurde, habe ich mir Alkohol ganz verkniffen, denn immer war da das Gefühl: „Was passiert, wenn er mich jetzt braucht, und ich einen sitzen habe?“

    Ganz ehrlich, ich genieße es, nicht immer jeden Abend „auf dem Swutsch“ zu sein. Ich habe durch die Kinder auch viele nette und leicht verrückte Leute getroffen, mit denen ich mich angefreundet habe. Tatsächlich habe ich jetzt fast ein ausgefüllteres Sozialleben. Aber vermutlich kommt das, weil ich „dem Alter entsprechen“ Kinder bekommen habe. Meine Frau war 26 und die jüngste im Schwangerschaftskurs und ich war 32. Daher hatten wir schon einige im Bekanntenkreis, die schon Kinder hatten.

    Heute genieße ich es, wenn ich mal mit den Kollegen in die Kneipe gehe. Oder mal auf ein Konzert. Aber ich genieße es auch in vollen Zügen, wenn ich mit meinem großen Baue oder mit dem Kleinen zum Judo gehe. Du hast viele Leute verloren und eine tolle Zeit verschoben. Aber du hast sie gegen deine Kinder eingetauscht und wenn die anderen irgendwann mal überlegen, Kinder zu bekommen, dann prostest du ihnen mit deinen Töchtern aus der Bar heraus zu und feixt dir einen. Momentan ist es vielleicht oft sch.. äh, unschön. Aber dafür hast du eine tolle Zukunft.

    VG, Thomas

    • puddingklecks

      Hallo Thomas,
      vielen lieben Dank für deinen tollen Kommentar! Ich finde es wahnsinnig schön, wie du das Ganze siehst und annimmst. Da sollte ich mir die ein oder andere Scheibe von abschneiden (und ein bisschen neidisch gucken).

      Durch die Vereine meiner Mäuse bin ich schon auch in Kontakt mit anderen Eltern, aber die Wellenlänge passt oft einfach nicht, leider. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

      Die Vorstellung, mit meinen Mädels in der Bar zu sitzen, finde ich übrigens total toll. Wenn die Älteste 18 ist, bin ich immerhin erst 40. ?

      Herzliche Grüße

  • Meggie

    Vielen Dank für Deinen Artikel, ich dachte schon, dass es niemandem außer mir so geht… Meine alten Freunde sind einfach in anderen Teilen Deutschlands gelandet. Mit denen, die ebenfalls Kinder haben, hält sich der Kontakt halbwegs, wie es eben geht im Alltag mit Beruf und Kindern. Mit den kinderlosen Freunden ist es leider bei mir auch über die Jahre eingeschlafen. Es lag nicht daran, dass ich mich nicht mehr gemeldet habe, sondern daran, dass unsere Lebenswelten über eine sehr lange Zeit sehr unterschiedlich geworden waren. Wenn man dann noch eine große räumliche Distanz zu überwinden hat, wird es schwierig.
    Ich habe in den Jahren mit Kindern auch noch mehrfach meinen Arbeitsplatz gewechselt und leider sind dann auch die freundschaftlichen Kontakte, die ich mir dort aufgebaut hatte, nach und nach wieder eingeschlafen.
    Wie Dir fällt es mir ebenfalls nicht leicht, andere Freundschaften aufzubauen. Ich bemühe mich sehr darum, möchte aber niemandem lästig fallen. Ein anderer Aspekt ist der, dass wenig Zeit zur Verfügung steht.
    Oft habe ich große Angst davor, wie es wird, wenn die Kinder groß sind und die Zeit wieder da ist – und vielleicht niemand, der sie mit einem teilt.

    • puddingklecks

      Liebe Meggie,
      vielen Dank für deinen Kommentar! Wenn man räumlich so weit auseinander wohnt, ist das natürlich eine ziemlich große Hürde, das neben der Zeit, aber auch dem Willen, unterzubringen.
      Ich hoffe ja immer noch, dass sich dort, wo eine Tür schließt, eine neue öffnet. Wer weiß, vielleicht finden wir im Alter ganz schrullige Hobbies und bauen uns dann im Bingoclub einen neuen Freundeskreis auf? 🙂

      Herzliche Grüße

  • Jutta Lindner

    Hallo Julie,

    ich habe Deinen Artikel zufällig entdeckt und mit Interesse gelesen. Und er hat mich auch nachdenklich gemacht. Ich selbst bin kinderlos, habe aber mehrere Freundinnen (gehabt), die Kinder bekamen. Und die meisten davon sind bis heute enge Freundschaften (die vergangenen Freundschaften sind aus anderen Gründen eingeschlafen, z.b. Wegzug und räumliche Entfernung… oder „einfach so totgelaufen“). Es hatte stets geklappt, die Unterschiede zu überbrücken. Ich hatte die Kids ins Herz geschlossen – und die mich ebenso als „Tante“.,.. ich hatte akzeptiert, dass die jeweilige Freundin öfter nicht ausgehen konnte / wollte, so hatte man dann halt nen netten Klön-Abend bei ihr daheim verbracht… gern auch mal gemeinsam kindgerechte Sachen unternommen. Andererseits wurde ich auch umgekehrt in meinem „Anderssein“ akzeptiert und fühlte mich angenommen, auch wenn ich nicht aus erster Hand ins Thema Kinder-Versorgung und Erziehung involviert bin (okay, eine Ausnahme – von einer stets „150%igen“ Freundin hörte ich zunächst wiederholt den kritischen Satz „Du kennst dich halt nicht aus“, da ich ihre Kleine nicht „fachfrauisch“ genug in den Einkaufswagen-Kindersitz verfrachtete oder „zu laut“ war o.a. Dinge „falsch“ machte… doch als ich einmal traurig und verletzt reagierte, ging sie in sich und wurde lockerer und „nachsichtiger…). Und ganz wichtig: auch die jungen Mütter hatten sich ihrerseits weiterhin für die Welt jenseits von Kind und Familie interessiert, Unternehungen, Freundschaften und Hobbies gepflegt. So blieb man (frau) trotz unterschiedlicher Lebensstile auf einem Nenner. Offenheit und Toleranz auf beiden Seiten ist das Zauberwort, denke ich.
    Hm, es ist aber auch so, dass besagte Freundinnen lediglich 1, höchstens 2 Kinder bekamen. Es ist dann gewiss einfacher, das Muttersein mit „der Welt da draußen“ zu vereinbaren – sprich, sich mal individuelle Zeit freizuschaufeln, Energie für Unternehmungen zu haben, und ein, zwei Kinder sind dann irgendwann groß und selbstständig… Während frau bei mehreren Kindern umso mehr eingespannt ist bzw. alle x Jahre nochmal bei Null mit nem „neuen Baby“ anfängt. Und da war ich auch etwas erstaunt… Ich will Dir, liebe Julie, nicht zu nahe treten – aber einerseits schreibst Du in der einen Passage sehr ehrlich, „Ich bin nicht der Typ, der freudestrahlend in Krabbelgruppe und Kinderturnen geht (…) auf dem Boden sitzend Kinderlieder singt (…) das bin nicht ich“. Wie kommt es aber, dass Du Dich – wohl bewusst – für eine 4-köpfige Kinderschar entschieden hast und somit für eine umso längere und intensivere Mutterphase ? Wenn es nicht wirklich „Deine Welt ist“ und Du „das andere Leben“ offensichtlich sehr vermisst? Es ist doch ein Widerrspruch?! Ich hoffe, Du nimmst mir diese meine Offenheit jetzt nicht übel, es interessiert mich einfach…
    Ich wünsche Dir auf alle Fälle in Zukunft viele gute Kontakte, besser noch Freundschaften, die – unabhängig von „Kind oder nicht und wenn ja wieviele“ – schön, interessant und haltbar sind. Kinder-affine Nicht-Mütter, vielseitige Nicht-Mütter, was auch immer…. LG Jutta

    • puddingklecks

      Hallo Jutta,
      danke für deinen Kommentar. Ich kann auch gut nachvollziehen, was du meinst. Und ich finde es ehrlich bewundernswert, dass dein Freundeskreis und du so einen guten Mittelweg gefunden habt. Das wäre wohl für die meisten ein Traum.

      Dennoch ist es so, dass man als Mama sehr wohl dieses Drumherum einfach auch doof finden kann, obwohl man sich bewusst für eine Großfamilie entschieden hat. Meine Familie, das ist meine Welt. Aber es erfüllt mich eben nicht mit Glückshormonen, wenn ich mich mit anderen Eltern über den Stuhlgang des Säuglings unterhalten soll. Und das muss ich auch nicht. Ich glaube, es wird immer suggeriert, als Mutter muss man an allem Spaß haben, was mit Kindern zu tun hat – und das ist schlichtweg falsch! Es gibt einfach Dinge am Mamasein, die mag ich gern und lebe sie bewusst und mit vollem Herzen aus und es gibt Dinge, die meide ich oder übertrage sie an den Herzmann. Aber ich bin noch immer ich und darf doch trotz Kindern manche Bereiche, die eben diese beinhalten, einfach kacke finden. Du magst sicher auch nicht alles an deiner Arbeit, obwohl du dich bewusst dafür entschieden hast oder? (Ja, ich weiß, der Vergleich hinkt, aber mir fiel nichts besseres ein 😉 ).
      Und klar denke ich ab und an wehmütig daran, wie es wäre, wieder regelmäßig auszugehen oder ohne vorher zu planen einfach ins Auto zu steigen. Aber das schmälert doch nicht meine Freude an meiner Familie. Ich habe auch Sehnsucht nach dem Meer, aber die Vorfreude auf den lang ersehnten Urlaub und die Erinnerung an den letzten zaubern mir ein Lächeln in das Gesicht. Denn ich weiß, irgendwann wird das wieder kommen. 🙂
      Jedenfalls glaube ich, dass das einfach ein Geben und Nehmen ist. Auf beiden Seiten. So wie du ja eigentlich auch. Aber man büßt eben auch sehr viel an Flexibilität ein, egal wie sehr man sich bemüht. Doch genauso wenig möchte ich auf Biegen und Brechen mit Eltern, nur weil sie „leichter erreichbar“ durch ähnliche Lebenssituationen sind, in Kontakt treten.

      Herzliche Grüße

  • Jutta

    Hallo Julie,

    Danke für Dein schnelles Feedback!
    Ja, ich verstehe Deine Statements sehr gut. Es ist ein plausibler Vergleich mit dem Job… eigentlich wie mit allem, ob Beruf, Hobby, zwischenmenschliche Beziehungen: stimmt, nicht alles ist nur toll, manches stört einen, aber man möchte den Menschen / die Tätigkeit trotzdem nicht missen. Und wenn man ehrlich ist: diese Ambivalenz ist doch normal. Wer nur alles toll findet, ist vllt. auch nicht ehrlich??? Oder wirklich sehr „fanatisch“ und euphorisch bei dem Thema – aber das ist eher die Ausnahme als die Regel…?
    Mir sind diese „150-Prozentigen“ aber suspekt. Lieber mal ehrlich und kritisch über was gemotzt, als immer nur alles schön geredet. Lieber mal was hinterfragen. als sich einer Sache oder einem Menschen mit Haut & Haaren hinzugeben. Gerade Thema Mutterschaft: was machen diese „absoluten Mütter“, wenn die Kids mal groß sind und ihr eigenes Leben aufbauen…?
    in meinem Umfeld war und ist KEINE so ne „Supermami“ die endlos über Babystuhlgang, Krabbelgruppen usw. quasselt. Das hätte meinerseits keine Freundschaft ausgehalten.. Als Nicht-Mutter sowieso nicht… und es gibt Gott sei Dank eben auch viele Mütter, die so denken wie Du und meine Freundinnen. Ja, es gibt – bei aller Kinderliebe – noch mehr auf der Welt.
    Nur dass kritische Töne immer noch als „No go“ gelten. Ein Bsp.: meine Mutter hatte mal gesagt: hätte sie keinen passenden Mann gefunden, nicht geheiratet und keine Kinder bekommen, wäre sie mit diesem anderen Leben wohl auch glücklich und zufrieden geworden. So wie ich… Meines Erachtens eine sachliche Aussage zum Thema Lebenswege und das Leben so annehmen wie es kommt… Doch als ich das einem guten Freund erzählte, guckte der mich ganz erschrocken an und meinte, das wäre doch gewiss schlimm für mich gewesen, ich müsste mich doch ungewollt und ungeliebt fühlen??? Also genau das Motto: Mutterschaft ist die absolute Erfüllung, ein anderes Leben kalter Kaffee… Nee, das ist mir zu einseitig! Und wäre ich Mutter geworden, dann gewiss auch nicht so ne „absolute Mami“. In diesem Sinne: toi toi toi, dass Du noch viele liebenswerte coole Frauen auf Deiner Wellenlänge triffst! Grade mit Deinem Blog müsste es doch möglich sein, Gleichgesinnte zu finden?! LG Jutta

    • puddingklecks

      Liebe Jutta,
      ich kann deine Mama sehr gut verstehen. Ich wollte ursprünglich eigentlich auch gar keine Kinder und bin dann an das passende Gegenstück geraten. Und auch eine meiner längsten Freunde möchte keine eigenen Kinder. Meine kann sie wieder abgeben, wenn es ihr zuviel wird, meinte sie. Und das ist absolut nachvollziehbar.
      Ich glaube, es gibt einfach immer ganz viele verschiedene Aspekte und Einblicke in die Lebenssituation, in der man/frau gerade steckt. Und andere laufen eben nicht in den eigenen Schuhen, sondern können nur durch Eindrücke eine Meinung zusammen schustern. 🙂 Aber ein Leben mit Kindern als die Erfüllung jeglicher Menschen anzusehen, finde ich auch kritisch. Nein, da muss jeder den für sich richtigen Weg finden und hoffentlich damit auch glücklich werden.

      Liebe Grüße

  • Jutta

    Hallo Julie,
    mir machts Spaß, mich mit Dir auszutauschen! 🙂
    Also bei mir war es eher lange Zeit offen, ob ich mal Kinder will… ich konnte es mir schon vorstellen, „irgendwann mal, so mit Ende 20, Anfang 30“. Aber mir lief NICHT der „Richtige“ übern Weg, die 2 nennenswerten Männer, die ich in meinen Twen-Jahren hatte, waren beide aus unterschiedlichen Gründen „untauglich“, d.h. ich wollte schon auf längere Sicht eine gute harmonische Beziehung und ergo nen „richtigen“ Papa für ein Kind (oder 2), und ein Scheitern der Beziehung war jedesmal absehbar. Und drauf ankommen lassen und alleinerziehend sein wie die erste Freundin, die Mutter wurde (und deren Stress ich oft mitbekam)… nee, da war mein Kinderwunsch nicht brennend genug.
    Mit 30 wurde ich schließlich wieder Single und zeitgleich Patentante bei einer Freundin, dann 2fach-Tante bei meiner Schwester und gleich nochmal „Tante ehrenhalber“ bei einer weiteren Freundin. Ja, es ging mir so wie deinem zitierten langjährigen Freund: toll, diese kleinen Wesen, ich habe sie liebend gern um mich… aber ich kann sie wieder abgeben! DIe Jahre vergingen, wo ich mein Leben auslebte mit Job, Hobbies, Freunden, irgendwann einem Neuen, der was Festes wurde und auch offen für Kinder war… Doch mit Mitte 30 und der Gewöhnung an dieses selbstbestimmte Leben plus den Erfahrungen als wie „auch immer geartete Tante“, dass Kinder eben auch Schattenseiten mitbringen, verabschiedete ich mich mehr und mehr vom Plan Mutterschaft. Und jetzt mit 50 und auch wieder Single ist der Zug abgefahren… Aber ich bereue nichts! 😉
    2 weitere Freundinnen wurden mit Mitte / Ende 30 noch Mutter, aber bei denen gehörte das zum Lebensplan, die wären „ohne“ wohl unzufrieden geworden. Ja, so hat jeder seinen Weg, und man sollte diesen in den eigenen Schuhen laufen! Wenn auch immer noch gern hinterfragt wird, warum Frau denn keine Kinder hat. Dies finde ich taktlos. Abgesehen davon, dass es keinen was angeht, kann ja auch ein unerfüllter Kinderwunsch dahinterstecken und damit Wunden aufreißen. Nicht in jedem Falle ist die Entscheidung so freiwillig gekommen wie bei mir u.v.a. Frauen. Und niemand käme auf die Idee, ne Mutter zu fragen, warum sie Mutter ist, ob sie den Nachwuchs gewollt hat???
    Wünsche Dir und Deinen Lieben ein schönes Wochenende! LG Jutta

    • puddingklecks

      Liebe Jutta,
      jetzt hat mich die Migräne niedergestreckt, deswegen antworte ich erst jetzt.
      Wenn du mit diesem Lebensweg zufrieden bist, finde ich das unheimlich toll. Du strahlst aus, dass du nicht mit dir haderst und es vollkommen okay für dich ist und das ist wichtig.
      Und doch, ich wurde oft, weil ich eben jung Mama wurde – und eben so viele Kinder habe – öfter gefragt, ob die denn geplant seien und ob wir nicht verhüten können. Allein meine „Oma“ war gänzlich fassungs- und verständnislos, dass man in der heutigen Zeit mehr als 2 Kinder in die Welt wirft. (O-Ton)
      Aber ich denke, jeder muss mit seinen Entscheidungen und dessen Konsequenzen leben. Von daher greifen mich diese Kommentare mittlerweile nicht mehr an. Nur weil mein Tellerrand ein anderer ist als der anderer Menschen (damit meine ich nicht das Niveau, sondern einfach die Sichtweise), heißt das nicht dass das eine mehr richtig oder falsch ist als das andere.
      herzliche Grüße.

  • Ines

    Huhu, dein Artikel könnte meiner sein . Ich bin sehr früh Mama geworden . Schon mit 16. Damals hab ich noch Schule gemacht und da ich noch bei meiner Mutter gewohnt habe konnte ich damals noch oft weg gehen und hab nicht das Gefühl da was verpasst zu haben . Einsam wurde es erst später als ich dann alleine wohnte . Und später als ich meinen Mann dann kennen gelernt habe und wir weitere Kinder bekommen haben . Mittlerweile sind es 5. Ich fühle mich oft Einsam und genieße genau wie du , die wenigen Stunden mit Freundinnen . Wobei das sehr wenige sind . Klar gibt es die lockeren Bekanntschaften . Aber genau wie du stehe ich nicht auf Baby Kurse ect . Ich liebe mein Leben und meine Kinder und dennoch fühlt man sich manchmal leer und vermisst das was mal war . Ich hoffe immer das es besser wird wenn die Kinder etwas größer sind . Liebe Grüße.

    • puddingklecks

      Liebe Ines,
      danke für deinen Kommentar. Schade, dass es dir auch so geht. Ich hoffe sehr für dich, dass du bald wieder Anschluss hast und aktiv und bewusst am Sozialgefüge teilnimmst.
      Herzliche Grüße

  • ets

    Schöner Artikel, diese Gedanken machen mir ehrlich gesagt Sorgen, jetzt im der Schwangerschaft. Wobei ich eher das Problem mit anderen Müttern habe, die sind mir einfach zu oberflächlich. Nach der Geburt dreht sich alles nur ums Baby. Ich würde gerne Mütter und Väter kennenlernen, die Interesse haben sich weiterzuentwickeln und Gespräche ohne Baby Themen bevorzugen. Aber wo finden!?

    • puddingklecks

      Ich glaube, das hängt ganz von deinem jetzigen Freundeskreis ab. Ich habe immer wieder festgestellt, dass auch alte, ehemals eingeschlafene, Freundschaften sich immer mal wieder wiederbeleben und durch den Abstand weiter wachsen und sich dadurch in ganz tolle Richtungen entwickeln können.

  • Doro

    Wir haben auch 4 Kinder , wir leben noch dazu in einer Stadt, in der ich nicht groß geworden bin „ich komme nicht von hier“
    Mittlerweile fühle ich mich heimisch, mag den Ort, alles hübsch. Unsere Kinder sind toll !
    Ich gehe durch die Stadt und treffe auf gefühlt 300 Menschen, meist Mamas, mit denen ein Schwätzchen möglich ist, alles wirklich angenehm.
    Natürlich dreht sich dabei viel um die Kinder, denn die Meisten kenne ich durch die Kinder.
    Und doch ist da oft diese blöde Einsamkeit, eine wirkliche Freundschaft zu finden ist so wahnsinnig schwer.
    Eine derbe Enttäuschung habe ich dahingehend erleben müssen, ich wurde einfach abserviert.
    Ich finde besonders als Großfamilie ist es schwer, man hat einfach so viel mehr zu organisieren und sehr viel weniger freie Zeit um spontan etwas zusammen zu machen .
    Der Kleine ist nun 13 Monate alt, und ich überlege ob ich mir einen Miniclub oder Ähnliches suche, damit ich wieder unter Leute komme…

    • Julie

      Liebe Doro,
      ich wünsche dir von Herzen, dass du noch Anschluss und tiefere Freundschaften findest. Manche Lebensweisen verändern sich einfach so, dass es nicht mehr passt – auch ohne Kinder. Aber einfach abserviert werden, ist natürlich wirklich harter Tobak.
      Hier ist das Eltern-Kind-Turnen übrigens ein großer Treffpunkt, an dem man viele Eltern kennen lernen kann. Vielleicht wäre das ja was für dich.
      Alles Gute für die Zukunft,
      Julie

      • Doro

        🙂

        Es ist nun schon so viel Zeit vergangen.
        Leider ist weiterhin nichts nennenswertes passiert. Und heute ist wieder so ein Abend an dem es mir wirklich fehlt.
        Ein Treffen, ein Abend, was auch immer, auf das man sich freuen kann.

        Durch die Pandemie ist es sogar noch schlimmer geworden. Ich hab schon immer gewitzelt dass sozial distance gar nicht so schwer ist, wenn man eh keine Freunde hat.

        Ich habe mit dem Kleinen einen Miniclub besucht, die Runde war ganz nett. Es gab einen gemeinsamen Abend mit ein paar Frauen, und dann kam Corona.

        Ich überlege fieberhaft ob und welches Hobby denn mal in Frage käme, aber es ist echt schwierig.
        Ich hab keine Lust auf Schützenvereine und saufen, und erst ganz besonders nicht auf Schlager ☺️
        Aber genau das ist drumherum total präsent.

        Manchmal, wenn ich um mich herum schaue, staune ich dass auch echt anstrengende Frauen immerzu on Tour mit einer Truppe Freundinnen sind.
        An mich denkt man einfach nicht, es sei denn ich kann etwas für die Person tun, oder mein Mann, als Handwerker, wäre ganz praktisch.

        Unglaublich frustrierend 😔

        • Julie

          Liebe Doro,

          das klingt alles andere als schön und ich kann dir sehr nachempfinden. Die Pandemie hat das Ganze tatsächlich um einiges verstärkt. Vielleicht hilft es dir, über regionale Facebookgruppen nach Müttern zu suchen? Oder Spielplatzbekanntschaften zu knüpfen?
          Lasst euch bitte nicht ausnutzen.
          Fühl dich gedrückt!

  • Sonja

    Du sprichst mir aus den Tiefen meiner Seele ? so ehrlich geschrieben! Toll! Ich persönlich finde es gut solche Gefühle zuzulassen und darüber zu sprechen. Sonnenschein-Mütter, die immer nur glücklich sind weil ihre Kinder saubere, durchschlafende Wonneproppen sind, sind mir irgendwie suspekt.
    Liebe Grüße

  • Jenny

    Hallo Julie,
    dein Beitrag ist schon etwas älter und eventuell hat sich in dieser Zeit bei dir/euch diesbezüglich etwas getan!? Es tut so gut solche Beiträge zu lesen, aber es bleibt eben immer nur beim Lesen, niemand spricht darüber.
    Wir, das sind mein Partner und ich, sind vor mittlerweile 8,5 Jahren weit weg von unseren Familien gezogen. Das Studium hat uns mehrere 100 km weit weg gezogen. Zu dieser Zeit waren wir noch nicht mal 20 und trotzdem irgendwie schon ein „altes Ehepaar“. In der Unistadt haben wir, obwohl wir jahrelang 5 Tage die Woche dorthin mussten, nie gewohnt, sondern 20 km außerhalb. Dann wurde unser erstes Kind, schnell danach das zweite. Ab da waren wir schon lange nicht mehr die „typischen Studenten“. Vor 1,5 Jahren habe ich mein Studium beendet und befinde mich aktuell in meiner ersten Elternzeit mit unserem dritten Kind. Natürlich haben sich in unseren Wohnort mittlerweile Kontakte ergeben, aber als Freunde, das merke ich immer wieder, würde ich nur sehr, sehr wenige Kontakte bezeichnen, vielmehr sind es lose Bekanntschaften. Wir haben all die Jahre viel versucht, aber eine wirkliche tolle und tiefgründige Freundschaft war bisher nie das Resultat. Es scheint schwierig, wenn man „fremd“ ist und immer auf alteingesessene Leute trifft, die ihren Freundeskreis seit Jahren haben und scheinbar keinerlei Motivation diesen zu erweitern, geschweige denn zu teilen. Dabei wünschen wir uns nichts weiter als einen soliden Freundeskreis, auf den man sich verlassen kann. So wie früher, in der Heimat, eben. Ich bin keinesfalls kontaktscheu, spreche Leute auch direkt an, auch Freunde von Freunden, in der Hoffnung, dass man mal was zusammen macht, aber es scheint einfach nicht zu fruchten. Langsam gehen mir die Ideen aus und aufdringlich möchte man auch nicht wirken. Erst gestern hörte ich wieder: „Ja, aber du musst ja deine Kinder ins Bett bringen!“ ? Ein Glück, dass sie auch noch einen Papa haben. Für viele scheint mit Kindern alles komplizierter zu sein. Das ist traurig und schade. Schließlich möchte ich nicht auf das Mamasein reduziert werden. Ich bin immer noch ich und auch gerne mal ohne meine Kids unterwegs. Aber wenn man das kommuniziert, wird man auch schräg angeschaut.
    Angeblich soll es ja für jeden Topf einen Deckel geben… Ob das bei Freundschaften auch der Fall ist!? Dann muss ich wohl einfach noch wahnsinnig viel Geduld haben, um meinen „Deckel“ oder „Topf“ zu finden, der mit mir Höhen, Tiefen und den Freundeskreis teilt. Manchmal ist es schwierig, dass, was im Inneren in einem tobt, wegzustecken. Aber man kann sich ja auch nicht jeder losen Bekanntschaft anvertrauen. Zumal wohl alle das Gefühl kennen, dass man sich zu einem Menschen mehr hingezogen fühlt, zum anderen weniger. Mit einer Freundschaft ist es doch wie mit der Partnerschaft und es ist enttäuschend, wenn man nicht auf „Gegenliebe“ stößt, zumindest nicht in dem Maße wie erhofft.

    • Julie

      Hallo Jenny,
      ja der Beitrag ist schon etwas älter, doch an der Situation ändert sich hier nicht besonders viel. In unserem und wie es klingt auch in eurem Fall ist es schon das Problem, dass man im höheren Bildungsabschluss selten gleiche Lebenswege hat, wenn man früh eine ernste Partnerschaft und sogar Kinder hat. Inzwischen haben ganze zwei Personen aus meinem Freundeskreis geheiratet, davon eine auch mit Kindern. Der Rest lebt das Leben mehr auf den Beruf oder die Ausbildung fokussiert oder bereist die Welt. Dinge, die bei uns einfach eine untergeordnete Rolle spielen. Daher ist es allein schon schwierig, jemand mit der gleichen „Einstellung“ zu finden und damit eine gute Basis zu haben. Um uns herum sind fast nur Rentner oder fast-Rentner eingezogen (haben gebaut), was den Anschluss nicht vereinfacht. Alles in allem ist man aber als Großfamilie aber auch sehr gut ausgelastet. Ich habe das Glück inzwischen zwei Personen zu haben, denen ich mich auch wirklich anvertrauen kann und die mich zumindest weitestgehend verstehen können bzw. Verständnis aufbringen. Sowas ist wichtig und ich denke viel mehr braucht man da wohl auch nicht. Vielleicht ist es ja auch einfach eine weitere Entwicklungsstufe: Baby, Kind, Jugendlicher, Erwachsener, Familie 😉 Und bei jedem Wechsel von Stufe zu Stufe gibt es nun mal Änderungen, die einem zuerst falsch oder schwierig vorkommen. Ich hoffe du findest auch noch wirkliche Vertrauenspersonen neben deinem Partner, denn die sind wirklich wichtig. Ansonsten wünsche ich dir noch viel Kraft und alles Gute. Kannst dich ja gerne wieder melden, wenn es Änderungen gibt.
      Deine Julie

  • Annika

    Liebe Julie,
    vielen Dank für deinen Artikel. Mein Mann und ich (34 Jahre) sind leider (noch) kinderlos und kennen diese Einsamkeit von der anderen Seite. Wir sind mittlerweile die einzigen in unserem Umfeld, die keine Kinder haben. Wir bringen uns ein, fahren mit in den Urlaub, haben viel Verständnis für alle möglichen Situationen und genießen jede Minute, die man dann doch mal zusammen reden kann. Wir merken aber auch, dass – neben unserem Schmerz des unerfüllten Kinderwunsches- die Freundschaften immer schwerer aufrecht zu erhalten sind. Es kommt kaum noch ein wirklicher Austausch zu Stande, ohne ständig unterbrochen zu werden, geschweige denn ein tiefgründiges Gespräch. An Wochenenden sind wir oft alleine, weil das „Familienzeit“ ist und ja auch sein soll! Mädelstreffen finden vormittags statt, weil die Mamas zu Hause sind… aber ich an Arbeit. Abends, wenn ich Zeit hätte, sind die Mamas verständlicherweise zu müde. Ja, die Lebenswelten sind sehr verschieden, ABER die Einsamkeit auf beiden Seiten ist die Gleiche! Zum einen tat es gut, die andere (deine) Sicht zu lesen, andererseits macht es mich traurig, weil sich letztendlich beide Seiten einsam fühlen. Ich denke zum Einen würde eine ehrlichere Kommunikation schon für mehr Verständnis sorgen. Zum Anderen braucht es den Willen und sehr großen Einsatz von beiden Seiten, eine Freundschaft in dieser Lebensphase aufrecht zu erhalten.
    Das ist eine sehr große Herausforderung!
    LG Annika

    • Julie

      Hallo Annika,
      das stimmt. Oft räumen Familien für sich viel mehr Akzeptanz und Toleranzbereitschaft ein – was ich persönlich sehr schade finde. Ich kann da nur von mir sprechen, denn ich habe bisher immer versucht, auch abends ohne Kinder meine Freundschaften zu pflegen. Nur manchmal entwickelt man sich eben weiter/auseinander, dass auch der beste Kompromiss keine befriedigende Lösung hergibt.
      Ich hoffe und wünsche dir, dass dein unerfüllter Kinderwunsch sich auflöst und deine Zukunft nach deinen Plänen und Sehnsüchten abläuft.
      Alles Liebe!

  • Sabine

    Hallo,

    ich fand deinen Beitrag sehr interessant.
    Aber ich muss ehrlich sagen das du aber mehr Glück hast wie ich.
    Du hast einen Partner mit den du über Ängste sorgen usw reden kannst. Der Mal sagt mach dir einen schönen Abend mit den Mädels.
    Ganz anders sieht es leider bei alleinerziehenden aus.
    Ich bin alleinerziehend, ich habe mir es nicht ausgesucht, die Kids waren da der Freund weg. Ich gehe Vollzeit arbeiten kümmere mich um Kids und Haushalt und co. Und wenn die Kids im Bett sind dann bleibt die Stille. Ja die genieße ich auch aber in der Stille kommen die Gedanken das Bedürfnis Mal mit jemanden zu reden . Freunde gibt es keine mehr. Das kam schleichend immer etwas mehr .Da einfach die Zeit fehlt viele auch mit den Beruf von mir nicht klar kommen ( Pflege). Und dann die Kinder die ja wild / laut /….. Sind und so garnicht in das Bild der Freunde passte. Alleine mit Kindern und arbeiten das wird nix die Kinder brauchen ihren Vater. Alles gut und schön, aber sie vergaßen das er gegangen ist nicht ich.
    Nun sitz ich abends allein auf den Balkon und Sehne mich nach jemanden mit dem Mann sich seine Gedanken austauschen kann.

    Am Ende liebe ich meine Jungs über alles ,so wie jede Mutter Vater, aber manchmal denk ich wie wäre es ohne kinder.wie waren die Jahre verlaufen??? Würde ich Partys machen
    Wo wurde ich beruflich sein????
    In diesen Atemzug sag ich dann immer zu mir sowas darfst du nicht denken Kinder sind der größte Schatz den es gibt auf der Welt. Klar gibt es die fröhlichen lachenden und weinenden Momente die dich alles vergessen lassen, aber dann wenn die Nacht kommt dann denk ich viel nach Und vermisse die Austausch Möglichkeiten die es bei mir einfach nicht gibt.

    • Julie

      Hallo Sabine,
      tut mir leid, dass es sich für dich so verfahren anfühlt und du das allein wuppen musst. Dennoch finde ich es ehrlich blöde, hier zu vergleichen und die eine Lebenssituation gegen die andere aufzurechnen. Meine Situation wird nicht besser, nur weil es dir schlechter geht und anders herum.

      Ich kann dir nur raten, über Instagram, Twitter oder andere sozialen Plattformen nach Menschen mit deinen Interessen zu suchen oder mit deinen Kindern an Sportgruppen teilzunehmen. Austausch ist gut und wichtig und vielleicht entwickeln sich ja auch Freundschaften daraus. Vielleicht ergeben sich auch durch deine Arbeitsstelle tolle Kontakte, die man vertiefen könnte?

      Dieser Artikel ist nun ja schon ein bisschen älter und in die Jahre gekommen. Ich kann für mich zumindest sagen, dass mit steigendem Alter der Kinder wieder mehr Freiheiten kommen und du hast wieder mehr die Möglichkeit, am Sozialleben teilzunehmen.

      Alles Gute für dich!

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