Diskriminierung von Großfamilien - wieso es wichtig ist, dass kinderreiche Familien nicht aus dem sozialen Leben ausgeschlossen werden.
Gedankenwelt,  Life

Diskriminierung von Großfamilien // mein Alltag mit 6 Kindern

Es ist mal wieder Zeit für einen Rant. Denn, ehrlich, die Diskriminierung von Großfamilien geht mir zunehmend auf den Senkel und macht mich einfach nur müde. Sehr müde.

Aber du hast es dir ja so ausgesucht …

Stimmt, ich habe dem gemeinsamen Kinderwunsch nachgegeben und so sind wir eben nach und nach auf eine Familie mit 6 Kindern angewachsen. Dass wir im Endeffekt ein halbes Dutzend kleiner Menschen in die Welt setzen, das war so ursprünglich nicht geplant und dennoch ist es so und wir haben uns bewusst dafür entschieden. Auch, wenn oftmals Vorurteile herrschen.

Was ich mir aber nicht ausgesucht habe, ist die ständige Herabsetzung, das ständige Draufzahlen, die Diskriminierung kinderreicher Familien. Ich habe es mir nicht ausgesucht, mit den schlimmsten Fällen des RTL2-Nachmittagsprogramms in eine Kiste geworfen zu werden. Und ich habe es mir sicher nicht ausgesucht, finanziell in allen Bereichen einzustecken, weil Großfamilien immer exkludiert sind.

Diskriminierung von Großfamilien im Alltag

Wir waren gestern in einem Erlebnisbad. Die Familienkarte reicht für zwei Erwachsene und drei Kinder. Jedes Kind darüber hinaus muss extra bezahlt werden. Weil Familienkarten eigentlich immer nur die „Normfamilie“ mit 2-3 Kindern vorsehen. Soziale Teilhabe wird dadurch erschwert.

Aber nicht nur im Erlebnisbad ist es so. Wenn man sich die Preise für Zoos (die wir aufgrund unserer Einstellung nicht mehr unterstützen), Wildtierparks, Museen oder Kinderfeste ansieht, fragt man sich ehrlich, wer sich das leisten kann. Also außer der Standardfamilie, die nicht überall extra drauf zahlt. Da kannst du dir überlegen, ob du einen Tagesausflug machst, oder die nächste 4-5 Tage ausgewogenes Essen für deine Kinder auf dem Tisch stehen hast.

Und nein, das ist wirklich kein Jammern auf hohem Niveau, denn Manuel verdient wirklich nicht schlecht und für eine Familie mit der Hälfte der Kinder wäre das wohl richtig viel. 

Außerdem wird man selbst dann als Großfamilie diskriminiert, wenn man das Geld aufbringen möchte, um den Kindern beispielsweise ein Eis oder nur billigste Pommes gönnen möchte. Das, was sich mir am meisten eingeprägt hat, war dieses eine Restaurant, das sich kinderfreundlich schimpfte, draußen einen Spielplatz hatte und man uns nach einer halben Stunde Wartezeit erklärte, man würde „sowas wie Sie“ nicht bedienen. Sowas, das waren wir Eltern mit damals 4 Kindern.

Ein Grund, wieso wir beispielsweise am liebsten Ferienhäuser buchen und keine Hotels, sind nicht die fehlenden Annehmlichkeiten, die uns erfreuen. Nein, denn sogar Familienhotels haben in der Regel nicht einmal Räumlichkeiten für mehr als 3 Kinder. Angebote in den meisten Kinderhotels enden da, wo unsere Familie anfängt und das Angebot müsste doppelt in Anspruch genommen werden. Wenn inklusive aller Kinder – und im Kleingedruckten: bis zu 2 Kinder bei einem Vollzahler – dran steht, fühlt man sich schon ziemlich veräppelt.

Oder wenn man von Urlaubspiraten oder anderen Seiten „Schnäppchen für die ganze Familie“ liest und nach dem Klick darauf bemerkt: Es geht um fucking 4 Leute. Vier! Ja, danke auch. Ist halt nicht die ganze Familie, ist die halbe. Und damit auch kein Angebot mehr, sondern ein virtueller Schlag ins Gesicht kinderreicher Familien.

Aber ihr habt es euch ja so ausgesucht. Nee, Diskriminierung hab ich mir nicht ausgesucht. Nur, dass wir mehr als die übliche Kinderanzahl wollten.

Deutschland hat ein Problem mit kinderreichen Familien

Denn alle Erlebnisse, die wir als Eltern von vielen Kindern hatten, alles an Diskriminierung von Großfamilien, fand in Deutschland statt. Ich weiß nicht, ob das noch immer am Einfluss von Johanna Haarer liegt oder ob wir einfach im Allgemeinen eine Nation von Pissnelken sind, die alles und jeden verurteilen, der/die nicht der Norm oder dem Standard entspricht. 

Vielleicht kann man sich auch einfach nicht vorstellen, dass sich Menschen bewusst für mehrere Kinder entscheiden und nicht einfach nur zu doof zum Verhüten sind. Schließlich sind ja die kinderreichen Familien meist im Fokus der Öffentlichkeit, die von der Tapete bis zur Wand denken, ihre Kinder frei drehen lassen und fließend Wasser und Waschlappen nur aus dem Lidl-Prospekt kennen.

Ich habe keine Ahnung. Doch es macht müde. Müde, wenn man den Kindern tolle Erlebnisse und schöne Erinnerungen ermöglichen möchte und auf so viel Widerstand, auf so viele Vorurteile stößt.

Denn Diskriminierung von Großfamilien wird in den meisten Fällen absolut toleriert und geduldet, weil „Du hast es doch so gewollt!“.

Zum Glück ist das wirklich nur in Deutschland so ein großes Thema. In keiner meiner Reisen mit Kindern habe ich so viele Vorurteile, so viel Ausschluss, erlebt wie in Deutschland. Im Gegenteil. Uns wurde im Bus Platz gemacht, die Restaurants boten uns die besten Plätze mit Blick auf die Spielecke an und bei Eintritten wurde oftmals ein Auge zugedrückt, damit wir nicht drauf zahlen und die gehässigen Kommentare blieben auch aus.

Ich wollte viele Kinder, nicht den Ausschluss aus sozialer Teilhabe!

Und das ist etwas, was die wenigsten Menschen verstehen. Ich bin trotz Elternschaft noch immer ich. Ich habe noch immer Träume, Ziele, Wünsche. Und ich möchte meinen Kindern die Welt zeigen, sie in fremde Kulturen einführen, mit ihnen Restaurants besuchen. Ohne schief angeschaut zu werden. Ohne hören zu müssen, dass viele Kinder unerwünscht sind, aber die Standardfamilie gern gesehen ist.

Familienkarten – egal wofür – sollten für Familien gelten. Inklusive aller Kinder. Bedienungen, die nicht die Augen verdrehen, nachdem sie vorhin heimlich gelinst und die Kinder gezählt haben. Menschen, die nicht angewidert einen anderen Tisch nehmen, weil sie ruhig redende Kinder als störend empfinden.

Das sind Dinge, die eigentlich selbstverständlich sein sollten. Dinge, die man von Anfang an beigebracht bekommen sollte. Man verurteilt nicht andere Menschen für ihre Lebensentwürfe und schaut über den Tellerrand.

Mir ist klar, dass dieses Thema kontrovers gesehen werden kann

Und dennoch ist es für mich als „Betroffene“ der Diskriminierung von Großfamilien wichtig, dafür zu sensibilisieren. Vielleicht, ja vielleicht, rüttelt es ja die ein oder andere Person wach, sich der eigenen Vorurteilen bewusst zu werden und bewusst umzudenken. Vielleicht liest dies auch das ein oder andere Hotel (den Stern kann ich dir übrigens sehr empfehlen) und überlegt trotz Gewinnmaximierung, wie man kinderreiche Familien inkludieren kann. Und vielleicht überlegt sich das nächste Restaurant, sich nicht als kinderfreundlich zu deklarieren, wenn diese eigentlich nicht geduldet werden, damit man von vornherein weiß, da lässt man kein Geld.

Und falls du dennoch kein Verständnis für kinderreiche Familien aufbringen kannst, dann behalte die Vorurteile bitte wenigstens für dich, statt meinen Kindern das Gefühl zu geben, ungewollt zu sein. Denn ich kann damit umgehen, aber meine Kinder hatten keine Entscheidungsgewalt darüber, wie viele Geschwister sie bekommen und leiden unter der Diskriminierung am meisten.

Danke für deine Aufmerksamkeit. Und falls du mich unterstützen möchtest, kannst du das hier gern tun.

Vielen lieben Dank!

Herzlichst, die Julie

 

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