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Life,  Gedankenwelt

NORMAN! – oder auch: Wie sehr ich Feuerwehrmann Sam für seine Selbstbeherrschung beneide!

Norman bei Feuerwehrmann Sam, ein Kind, das von Klischees nur so behaftet ist. Ein Kind, von dem ich mir wünsche, in der Realität nicht darauf zu treffen.

Kinderserien sind etwas tolles. In den meisten Fällen sind sie liebevoll gezeichnet oder gespielt, die Geschichten drehen sich meist um Freundschaft und Zusammenhalt und zum Schluss wird ein Bösewicht besiegt. Die Bösen werden immer ein wenig trottelig dargestellt. Und irgendwie mag  ich das. Es ist simpel und vermittelt den Kindern trotz spannender Geschichten unterschwellig, dass Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit siegt. Klar kann man von der Moral, wie beim klassischen He-Man erschlagen werden. Aber dieses „am Ende ist alles gut“-Ding finde ich toll.

Und dann gibt es Feuerwehrmann Sam, dessen zweiter Hauptcharakter so vorurteilsbeladen ist, wie selten eine Figur. Sowohl die äußeren Umstände als auch die Charakterzüge sprudeln nur so über von Klischees. Aber Norman lässt auch kein Fettnäpfchen aus. Nein, er nimmt in jeder einzelnen Folge sogar noch Anlauf, um sich mit dem Hintern darin zu platzieren. Was sich die Autoren dabei gedacht haben? Ich weiß es nicht.

Norman – das typische Kind Alleinerziehender

Jetzt seien wir mal ehrlich. Genauso wie mir ständig Vorurteile Großfamilien gegenüber begegnen, so bedient Norman die Rolle als Trennungskind perfekt. Seine Mama arbeitet den ganzen Tag in ihrem Supermarkt, um die Familie über Wasser zu halten und kann dadurch nicht so für ihren Jungen da sein, wie sie es gern hätte. So gut es geht, versucht sie, Norman jeden Wunsch von den Augen abzulesen und geht dabei über ihre eigenen Grenzen, damit er alles bekommt, was er möchte.

Norman als das typische Einzelkind

Mir ist klar, dass ich hier mit Klischees nur so um mich werfe. Ich finde es aber auch ehrlich schade, dass so viele Klischees auf einen Charakter gepackt werden. Norman ist rücksichtslos, respektlos seiner Mutter und seinen Freunden gegenüber und dreht sich die Welt so hin, wie er es braucht. Dazu fordert er ständig von allen die volle Aufmerksamkeit und heckt, wenn er diese nicht bekommt, nur Blödsinn aus. Er agiert ohne Rücksicht, gerät so ständig in Gefahr und andere müssen es ausbaden. Ob das der Brand im Supermarkt ist oder dass er mit einem Boot abteibt. Für den Mist, den er fabriziert, steht nie er selbst gerade. Auch seine Mutter nimmt ihm nichts übel und nach ein paar halbherzig tadelnden Worten ist alles vergessen.

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Feuerwehrmann Sam und seine Engelsgeduld

Ehrlich, ich bewundere Feuerwehrmann Sam. Nicht nur, dass er Eichhörnchen rettet und mit Elvis, seinem tollpatschigen Kollegen ständig Nachsicht hat. Nein, er wird auch nicht müde, Norman aus jeder noch so blöden Situation zu fischen und danach ruhig und sachlich zu erklären, dass das Verhalten falsch war. Jedes einzelne Feuer geht auf Normans Kappe. Es gibt kaum eine Folge, in der Sam einen anderen Charakter als Norman belehren muss.

Feuerwehrmann Sam bleibt immer ruhig und höflich, verliert nie die Nerven und agiert stets korrekt, während andere erwachsene Charaktere sehr wohl emotional und geladen reagieren können. Seine Argumentation ist stets einleuchtend, nie flucht er wie ein Kesselflicker. Ja, Feuerwehrmann Sam ist glatt wie ein Aal, es gibt nichts zu kritisieren, denn sein Handeln ist komplett richtig – ohne Ecken und Kanten. Ohne Ausrutscher.

Wie Feuerwehrmann Sam Eltern ein falsches Bild von Erziehung vermittelt

Im realen Leben gibt es sowas jedoch kaum. Im realen Leben gibt es Emotionen, Grenzen und Folgen für das Handeln. Würde eines meiner Kinder mein Geschäft anfackeln, wäre hier die Hölle los. Und das meine ich ernst. Wenn meine Existenz mutwillig bedroht wird, hört der Spaß auf. Oder hat das schon weit vorher. Norman hat auch nach 948 Folgen kein Gefühl für richtig und falsch. Wie auch. Das bisschen „dududu“-Gerede am Ende zeigt ihm doch kaum auf, was er da für Mist fabriziert hat. Und ich als Mutter würde mich garantiert NICHT freuen, wenn mein Kind mir Müll schenkt, das es als Muttertagsgeschenk verkaufen möchte. Nee. So ein egoistischer, respektloser und unbelehrbarer Charakter würde bei mir gnadenlos auf Granit beißen.

Und auch wenn meine Kinder diese Serie wirklich lieben, sitze ich oft zähneknirschend daneben. Während ich Elvis und seine tollpatschige Art wirklich gern mag, macht mich die Art von Norman wirklich aggressiv. Ja, jeder darf seine Eigenheiten haben – aber nicht auf Kosten anderer. Aber genau das darf er in jeder Folge neu ausleben.

Mir ist auch klar, dass die Serie davon lebt, dass dieser nervtötende, mit Klischees bepackte Junge, einen Mist nach dem anderen macht und Sam ihn rettet. Dennoch würde ich mir ehrlich wünschen, es gäbe einmal wirkliche natürliche Konsequenzen. Norman löst einen Feuerwehreinsatz aus? Dafür muss er die Sommerferien über die Wache putzen, denn so ein Einsatz kostet. Norman löst aus Spaß den Feueralarm im Laden seiner Mutter aus? Soll er dafür doch bitte mit zu einem wirklichen Brand fahren und sehen, wie die Leute dort leiden, dass alles in Schutt und Asche liegt. Hätte sein Handeln ECHTE Konsequenzen statt der gefühlten 12 Sekunden Ansprache durch Sam, dann würde Norman wohl auf Dauer auch ein wenig klüger.

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Zusammenleben funktioniert nicht, wenn einer nur egoistisch handelt und der andere immer nachsichtig funktioniert

Ja, hier lehne ich mich weit aus dem Fenster. Aber ich bin davon überzeugt, dass das Zusammenleben – sowohl in einer Familie als auch in einer Gemeinschaft – nur funktioniert, wenn man Rücksicht nimmt, die Bedürfnisse aller abwägt und sich nicht ungefragt an Dingen anderer vergreift. Ich bin davon überzeugt, dass Kinder ganz klar sehen dürfen, wenn sie Grenzen, egal ob meine persönlichen oder allgemeingültige, überschritten haben. Und ich finde es unheimlich wichtig, dass Kinder auch von uns Eltern Emotionen und Reaktionen wie Wut, Trauer und Enttäuschung erfahren dürfen. Solange dies nicht in verbaler oder körperlicher Gewalt endet, gehört das dazu.

Kinder lernen nur durch das Austesten und Überschreiten von Grenzen, wo Schluss ist. Und das müssen sie auch lernen. Sie wissen, wenn Mama laut fluchend vor der kaputten Scheibe steht, dass das Glas wohl nicht das geeignete Tor für den Fußball ist. Kinder merken, wenn man weint, dass ihr Handeln in dem Fall absolut daneben war. Aber sie lernen auch, dass sie auf Dinge, die sie kaputt gemacht haben und nicht direkt ersetzt werden, besser hätten aufpassen sollten. Vielleicht auch, welchen Wert diese Dinge haben, wenn sie sie sich selbst wieder erarbeiten müssen.

Und zum Schluss fällt mir noch ein: Kinder merken, wenn man nach dem Lehrbuch handelt und nicht authentisch ist. Das mag im Fall von Feuerwehrmann Sam nicht zutreffen. Aber immer verständnisvoll und nachsichtig zu reagieren und die Wut über zerstörte Dinge und Träume zu schlucken ist keineswegs gesund. Im Gegenteil. Ich bin davon überzeugt, dass Norman auch auf Dauer Einsicht zeigen würde, wäre Feuerwehrmann Sam nicht so überpädagogisiert.

Herzlichst, die Julie

 

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