Die persönliche Angst überwinden // Ich fahre allein in den Harz Urlaub

Wenn ich die Menschen um mich herum frage, wovor sie Angst haben, kommen meistens folgende Antworten: Spinnen, Höhe, Schlangen, Einsamkeit, Dunkelheit, Tod. Eine meiner größten Ängste ist das Verlaufen oder Verfahren. Dem stelle ich mich nun und fahre allein in den Harz Urlaub zu einem Bloggercamp. Klingt komisch, ist aber so. 

Seit ich denken kann, macht mir die Situation Angst, ich könnte „vom richtigen Weg abkommen“ und finde mich nicht zurecht. Einer meiner schlimmsten Albträume war in den Sommerferien vor dem Wechsel von der Grundschule aufs Gymnasium. Wochenlang hatte ich geträumt, dass ich mich in diesem (für mich damals) unglaublich großen Schulgebäude verlaufe und nie wieder einen Ausgang finde. Wochenlang wachte ich wegen diesem Traum schweißgebadet auf.

Ähnliche Albträume hatte ich, als ich dann nach dem Abi an die Uni Augsburg ging. Also schon vor der Anmeldung, weil ich dort allein hinfahren musste. Und dann zu Semesterbeginn, weil alles so groß und übermächtig und verwirrend und einfach einschüchternd war. So sehr, dass ich tagelang nicht schlafen konnte, obwohl mich damals eine liebe Freundin die ersten Tage an die Hand nahm und mich – dadurch, dass sie im Jahr zuvor dort angefangen hatte – ein wenig herumführen konnte. Das Dorfküken an der Uni. Das war anfangs alles andere als toll und bereichernd.

Als ich etwa 19 Jahre alt war und meine Freundin in der Nachbarstadt besuchen wollte, war die übliche Strecke zu ihr gesperrt. Ich hatte Panik, so richtige, ob ich auch wirklich zu ihr finden würde. Es war kein großer Umweg, doch so viel Stress wie in diesen 10 Minuten hatte ich nicht einmal beim Abitur oder einer Uniklausur.

Von diesen Erlebnissen könnte ich noch sehr viel mehr erzählen, aber ich denke, du verstehst, worauf ich hinaus möchte.

Die Pandemie hat es mir einfach gemacht

Mittlerweile machen mir unbekannte Wege keinerlei Angst mehr. Zu Fuß bin ich absolut sicher. Anders ist das beim Autofahren, was wohl auch der fehlenden Praxis seit Corona geschuldet ist. In den letzten Jahren habe ich einfach alles an Manuel abgegeben. Der Einkauf wurde auf dem Arbeitsweg erledigt, Arzttermine so gelegt, dass ich die restlichen Kinder zuhause betreuen konnte und nicht mitnehmen musste, Urlaube haben wir gemeinsam bestritten (er am Steuer) oder ich bin mit Freundinnen verreist. Kurzum, ich wurde bequem und habe nach und nach alles Unangenehme abgegeben.

Doch damit ist jetzt Schluss. Ich will wieder mehr Lebensqualität zurück. Mehr Freiheit. Und ich möchte mich nicht mehr von meiner Angst beherrschen lassen. Also übe ich nun, springe über meinen Schatten und fahre trotz immenser Angst unbekannte Strecken.

Ängste Überwinden, Lebensqualität dazu gewinnen

Ich war also im März das erste Mal seit Jahren als Fahrerin in München unterwegs, um ein Konzert von „Clockclock“ zu besuchen. Und ich kam richtig an. Trotz Baustellen, Feierabendverkehr und Angst. Zwar ziemlich aufgelöst, aber an einem Stück und mit wirklich gutem Parkplatz.

Im Juli haben dann eine liebe Freundin und ich recht spontan ein Wochenende in Oberstaufen verbracht, zu dem bewusst ich gefahren bin, damit ich wieder Fahrpraxis erlange und die Angst nicht mehr die Oberhand gewinnt.

Und im August war ich dann mit meinen beiden großen Mädels in Bamberg, um von dort aus nach Regensburg zu fahren und wieder heim. Ich würde lügen, dass ich das mit links gemeistert habe. Nein, ehrlich gesagt war ich, als wir dann endlich im Parkhaus standen, erstmal durch. Aber auch unglaublich stolz, das durchgezogen zu haben.

Das mag für dich vielleicht lächerlich klingen, doch Ängste sind eben nicht logisch und Überwindung kostet Mut.

Komplett allein vom Allgäu in den Harz Urlaub

Wieso ich das eigentlich überhaupt so konsequent angehe? Nicht nur wegen der Lebensqualität, nein. Ich werde die kommende Woche komplett allein mit dem Auto vom Allgäu aus in den Harz Urlaub starten. Dort findet nämlich ein Bloggercamp vom Harzer Tourismusverband statt und ich habe mir fest vorgenommen, dort allein und sicher anzukommen. Komplett allein. Ohne Kinder als Alternativnavi. Ohne Freundin, die beruhigend auf mich einquatscht, wenn ich zum dritten Mal die falsche Abbiegung nehme. Nur ich.

Und weißt du was? Ich freue mich schon darauf! Mit Maddie hab ich mich auch schon ausgetauscht und ich glaube, das wird richtig super. So langsam aber sicher fülle ich meine Packliste, bereite vor und plane, was wann wie wo passieren wird.

Die Angst ist noch da

Aber sie ist nicht mehr übermächtig. Ich habe jetzt dieses schöne nervöse Kribbeln im Bauch, wenn ich an meinen Alleingang denke. Keine hektische Atmung, keine Panikattacke, wie beispielsweise vor dem Konzert im März. Ja, die Vorfreude auf den Harz Urlaub überwiegt gerade. Und die Vorfreude, so viele tolle Menschen persönlich kennenzulernen und mich austauschen zu können.

Ängste – Gefühle – sind selten rational. Deswegen bringt es nichts, sie jemandem abzusprechen oder kleinzureden. Diese Ängste nicht die Überhand gewinnen zu lassen und den Mut zu fassen, aktiv dagegen anzugehen, ist ganz schön viel Arbeit. Und manchmal braucht es eben den richtigen Anstupser, wie meine Einladung ins Bloggercamp.

Ich freue mich – auf die Menschen, die Eindrücke, den Harz

Und sollte ich dennoch Probleme haben, mich mit dem Navi zurechtzufinden oder das Auto rebelliert, gibt es noch immer die gelben Engel, deren Mitgliedschaft mich schon öfter aus misslichen Situationen befreit hat.

Mein Kopf weiß also, es ist alles halb so dramatisch. Mein Herz wird das schon auch noch herausfinden. Dann wird das – ich bin mir sicher – eine einmalig tolle Erfahrung, von der ich noch lange zehren werde. Denn wenn die Ängste erst einmal überwunden sind und ich merke, das alles ist gar nicht so schlimm, dann wird das Mal danach noch leichter.

PS: Ich hätte übrigens auch mit dem Zug anreisen können, wurde mir gesagt. Doch nachdem ich so tolle Erlebnisse mit der Bahn hatte *hust*, bin ich lieber mutig, als zwei Tage zu spät anzukommen. Prioritäten und so. 😀

Gibt es was, was dir auch so richtig Angst macht? Gehst du das an? Vielleicht magst du ja selbst ein bisschen darüber berichten?

Herzlichst, die Julie

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