Warum gibt es Krieg? Kindgerecht erklären, weshalb Menschen Krieg führen. Ein Erfahrungsbericht einer Mama nach Putins Kriegserklärung.
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„Mama, warum gibt es Krieg?“

Da sind wir also. Wir sitzen am Frühstückstisch, Manuel schaut mich sorgvoll an und fragt: „Haste das mitbekommen? Der Putin hat die Ukraine beschossen!“ Mir entgleiten die Gesichtszüge und frage, wann das denn passiert ist. Die letzten Nachrichten habe ich morgens um 3 beim Stillen gelesen und da stand noch nix von Raketenbeschuss. Kurz darauf kommen die Nachrichten. Der 9-jährige Zwerg schnappt was von Krieg, Nato und Flucht auf, schaut mich mit traurigen Augen an und möchte wissen: „Mama, warum gibt es Krieg? Können wir in ein anderes Land ziehen? Weit weg? Auf eine Insel, dass der Putin uns nicht findet?“ Mein Herz bricht.

Ich kenne die Erzählungen meines Opas

Ich weiß noch, wie er erzählt hat, dass man ihn versteckt hat, weil er im passenden Alter war und eingezogen werden sollte. Ja, ich weiß noch genau, wie er mir mit einem Augenzwinkern davon berichtet hat, dass er sagte, er sei Sanitäter, damit er keine Waffe anfassen musste, nachdem man ihn doch gefunden hatte. Und ich weiß, wie sehr er darunter litt, dass er als Sudetendeutscher von seinem tschechischen Cousin getrennt wurde, weil er nicht im heutigen Tschechien bleiben durfte.

Ich kenne einige Geschichten von der Front. Nicht nur von meinem Opa, sondern auch von anderen. Das will niemand! Nur einzelne machtgeile Personen, die nicht einmal selbst den Arsch in der Hose haben, selbst dafür zu kämpfen. 

Ja, Krieg ist nicht neu.

Krieg gab es schon immer. Menschen, die andere verheizen, opfern und sich als Retter darstellen, auch. Dennoch ist es etwas vollkommen anderes, wenn man nicht nur Geschichten davon hört, sondern nun alles live miterleben muss.

„Mama, warum gibt es Krieg?“

Und dann stehe ich da und überlege, während mein Hirn einfach nur erschlagen ist von der Nachricht, wie ich das am besten kindgerecht erkläre. Wie ich es formuliere, ohne Angst zu schüren und den Kindern die eh schon knapp gewordene Leichtigkeit nicht auch noch vollends zu nehmen. Warum führen Menschen Krieg? 

Und ich fange zögerlich an. „Weißt du, manchmal gibt es Konflikte, die wollen die einzelnen Länder nicht mehr freundlich und diplomatisch lösen. Manchmal können sie auch einfach nicht mehr miteinander kommunizieren und wollen dann mit Gewalt ihren Willen durchsetzen. Leider machen das die Staatsoberhäupter nicht selbst, sondern schicken andere für sie in den Krieg. Und Krieg bedeutet leider auch, dass viele Menschen sterben werden. Menschen, die mit dem ganzen Streit gar nix zu tun haben. Alte, Kinder, Menschen, die jegliche Waffengewalt ablehnen.

Manchmal sage ich doch auch, du und der Frosch, ihr führt Krieg, wenn ihr euch wieder um ein Spielzeug streitet und keiner nachgeben will, bis es eskaliert. Krieg ist aber viel größer und oft müssen andere Länder, die damit eigentlich nichts zu tun haben, eingreifen – wie ich bei euren Streitigkeiten – , damit der Schaden möglichst gering gehalten wird. Leider klappt das nicht immer so gut.“

Kindgerecht begleiten und informieren

Der Zwerg schluckt. Da sterben also Kinder? Andere müssen ihre Heimat verlassen und können nicht die Schule besuchen? Er geht mit ein paar Kindern in die Schule, die selbst schon flüchten mussten. Sie sind Kinder, wie jedes andere auch. Mittlerweile sind sie hier gut integriert, auch wenn der Alltagsrassismus ihnen gegenüber immer wieder durchblitzt. So bewusst, was Krieg macht, war ihm das gar nicht. Denn bisher war er einfach zu klein.

Dennoch setzen wir darauf, unsere Kinder zu sensibilisieren. Wir reden viel, schauen gemeinsam Logo, besuchen im Urlaub Orte, die an die letzten Kriege in Europa erinnern und unterbinden strikt Diskriminierung aufgrund von Äußerlichkeiten, Religion oder anderen Werten. Unsere Kinder sind aufgeklärt, was ihre eigene Familiengeschichte angeht und achten selbst penibel darauf, für Schwächere einzustehen.

Auch über Kinderseiten, wie das Klexikon, informieren sich unsere Kinder regelmäßig. Weil es mir wichtig ist, dass sie reflektiert aufwachsen, nicht blind nachplappern und seriöse von unseriösen Quellen zu unterscheiden wissen. Gerade die Großen beiden sind keine kleinen Mäuschen mehr, sondern wollen gehört und gesehen werden und die Welt verstehen. Aber auch die Kleinen wachsen mit dem Wissen, was ihr Opa erlebt hat und dass es nicht nur gute Menschen gibt auf.

„Können wir in ein anderes Land ziehen?“

Dieser Satz hallt nach. Denn, als diese braune Masse sich in die Politik gedrängt hat, stand die Überlegung hier schon im Raum. Aber eben aus einem anderen Grund. Und ja, ich würde mich am liebsten auf eine einsame Insel wünschen. Und manchmal wäre es sicher einfacher und bequemer, uninformierter zu sein. Für die Kinder sicherlich auch.

So bleibt mir nur, den Zwerg fest in den Arm zu nehmen, ihm zu versichern, dass wir alles Menschenmögliche tun werden, um ihn und seine Geschwister zu schützen. Während in meinem Kopf und meinem Herzen ein Wirbelsturm herrscht.

Warum führen Menschen Krieg?

Ja, warum? Weil es immer Menschen gibt, die den anderen nicht den Dreck unterm Fingernagel gönnen. Weil es immer Menschen gibt, die sich von falschen Versprechungen lenken und verheizen lassen. Und weil die Menschheit nicht aus der Geschichte lernt. 

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