Großfamilienleben? Ja bitte! Bitte mehr davon!
Draußen scheint die Sonne, es hoppeln Kaninchen durch ihren Freilauf, ein Kind hüpft fröhlich auf dem Trampolin, während es immer wieder Gänseblümchen in die Luft wirft und mit aktobatischen Rollen wieder einfängt. Ein anderes Kind fährt im Piratenkostüm Laufrad und singt mal wieder „MEINE OMA FÄHRT IM HÜHNERSTALL MOTORRAD“ und gluckst zwischendrin goldig, dass mir das Herz platzt. Weitere zwei Mäuse spielen Fangen und werfen sich abwechselnd lachend ins Gras. Schuhe haben sie natürlich nicht an. Die liegen verstreut auf der Terrasse, während sie strumpfsockig unterwegs sind. Ja, man könnte etwas sagen, aber warum diese tollen Augenblicke mit – in ihren Augen – doofen Regeln zerstören?
Ich sitze hier im Gartenstuhl, streichle mein Baby im Speckmantel und schaue dem Treiben zu. Der Herzmann hört derweil laut Musik, wuselt durch die Küche, wedelt im Takt mit dem Geschirrtuch und wippt mit der Hüfte.
So habe ich mir mein Leben nicht vorgestellt – und dennoch ist es genau das, was ich brauche, was mich glücklich macht.
Neulich war eine Freundin hier und meinte, sie bewundere es, wie wir dieses Familienkonstrukt meistern. Es stritten sich zwei Kinder, das dritte bockte und das vierte wusste nicht, wohin mit seinen Gefühlen und schrie sich auf meinem Schoß die Seele aus dem Leib, während ich es ruhig wiegte.
Ich möchte nicht lügen. Solche Momente sind anstrengend, Kräfte zehrend und ja, manchmal frage ich mich auch, was mich da geritten hat, gleich vier dieser willensstarken Wesen zu bekommen (und das fünfte ist noch unterwegs). Wenn ich mich selbst dazu ermahnen muss, ruhig und respektvoll zu reagieren und mir meiner Grenzen bewusst werde. Das Leben mit wenigen Kindern wäre sicher einfacher, bequemer, leichter zu händeln. Wie oft ich mir die Haare raufe, weil ich versuche, die Termine zu koordinieren, allen gerecht zu werden und dabei selbst nicht auf der Strecke zu bleiben.
Und dann schaue ich mir einen Moment später wieder diese vier wundervollen kleinen Menschen an – willensstark, gefühlsstark, so voller Liebe – und weiß, irgendwie hab ich alles richtig gemacht.
Momentaufnahmen am Ende des Tages
Am Ende des Tages sitzen vier Kinder am Tisch. Dreckverschmiert, mit erdigen Füßen und Schrammen an den Knien. Vier Kinder, die den Tag miteinander verbracht, gestritten, sich versöhnt und gespielt haben. Kinder, die sich gegen mich verschworen haben, um eine halbe Stunde länger aufbleiben zu dürfen. Die heimlich den Schokoladenvorrat geplündert und sich kichernd unter dem Tisch versteckt haben. Meine Kinder.
Ich habe Pflaster verteilt, Auas weggepustet, Tränen gelacht, Streit geschlichtet, Sandburgen fotografiert. Ich war Zuhörerin, Putzfrau, Vertraute, Kuschelkissen, Wutball, der Fels, den sie brauchten.
Am Ende des Tages hüpfen vier kleine Mäuse noch einmal schnell im Schlafanzug die Treppe zu mir runter, drücken mir und dem Baby im Speckbauch einen Kuss auf und sagen im Chor „Gute Nacht, Mama! Wir haben dich lieb!“ , bevor sie wieder nach oben rennen, wo ihr Papa mit einer Geschichte auf sie wartet.
Wenige Zeit später sitzen der Herzmann und ich auf dem Sofa, während sich ein kleiner Frosch noch einmal runter schleicht, um ein zweites Küsschen zu erhaschen, bevor er sich theatralisch wieder ins Bett wirft und einschläft. Wir lassen den Tag passieren, sind erschöpft und müde. Und glücklich. Der Herzmann hält mit seiner Hand meinen Bauch und wird aufgeregt von innen angestupst. Er lächelt selig.
Großfamilienleben? Ja bitte! Bitte mehr davon!
Es ist anstrengend, oft zermürbend und ein Kampf gegen Windmühlen. Und es ist laut, wundervoll, wild, voller Leben und voller Liebe. Das Großfamilienleben – mein Leben. So ganz anders als geplant und dennoch perfekt.
Wir haben den Platz, die Nerven und Liebe übrig. So viel, dass wir uns bedenkenlos auf unser Baby im Speckmantel freuen. Auf noch mehr Großfamilienleben. Noch mehr Trubel, graue Haare und Gefühle.