Das Familienleben im Dorf ist oft beschaulich. Manchmal fällt mir die Decke auf den Kopf. Aber im Endeffekt ist es genau das, was meine Familie glücklich macht.
Life,  Gedankenwelt

Das einfältige beschauliche Leben – unser Familienleben im Dorf

Neulich hatte ich mit einer langjährigen Freundin geschrieben. Ich hatte mich dafür entschuldigt, dass ich es noch immer nicht gebacken bekommen habe, sie in Berlin zu besuchen. Denn eigentlich wollte ich das bis zum Herbst schon längst gemacht haben. Schließlich haben wir uns seit nun bald zwei Jahren nicht mehr gesehen. Eigentlich viel zu lange. Unser Familienleben im Dorf ist eigentlich recht beschaulich – und dennoch ist es schwer für mich, mir mehr als ein paar Stunden freizuschaufeln.

Ich erzählte ihr vom Schulstart, von der Eingewöhnung im Kindergarten und davon, wie seltsam es war, plötzlich ganz allein daheim zu sein. Ohne Kinderlachen im Hintergrund. Dass der Wäschestapel dennoch nicht kleiner wird. Und dass wir gerade im Garten etwas umgestalten.

Sie erzählte mir davon, dass sie mal wieder auf der ganzen Welt unterwegs ist und dort „Brennpunkte“ in Personalangelegenheiten entschärfen muss. Und auch ihr Partner ist mit von der Partie. Und wenn sie nicht gerade irgendwo auf dem offenen Meer unterwegs sind, sitzen sie im Flieger zu seiner oder ihrer Familie.

Ich muss gestehen, ich wurde ein wenig neidisch.

Während ich hier das Hausmuttchen bin, mich um banale Dinge, wie saubere Kleidung und ausgewogene Mahlzeiten kümmere, hat sie eine richtig tolle Karriere hingelegt, war schon an fast jedem Fleck dieser Erde und sieht so viel mehr. Sie hat Orte besucht, die schon lange auf meiner „Muss ich unbedingt mal hin“-Liste stehen, aber unerreichbar sind. Sowohl finanziell als auch zeitlich.

Doch, wenn ich ehrlich bin, ist ihr Leben auch nie meine Lebensplanung gewesen.

Sie hat nie darüber nachgedacht, ob sie überhaupt Kinder möchte oder ob sie irgendwann heiratet. Sie war immer darauf bedacht, unabhängig und frei zu sein, ihr Leben komplett selbst zu planen und zu leben.

Ich dagegen habe mir nie vorstellen können, ständig auf Achse zu sein, mich ständig auf neue Menschen einstellen zu müssen oder aus dem Koffer zu leben.

Das arbeitete dann doch etwas in mir und ich begann zu grübeln.

Für meine Freundin ist das Leben perfekt so. Sie mag es hektisch und braucht das Adrenalin, wenn sie das nächste Problem beheben muss. Nicht umsonst sagte sie mir beim letzten Besuch, dass hier alles wie in Zeitlupe abläuft und ihr zu ruhig ist.

Ich dagegen, ich liebe das Heimkommen nach dem Urlaub. Ich mag es, in mein eigenes Bett zu fallen und dass mein Universum so beschaulich ist. Vielleicht ein bisschen einfältig, ja. Aber im Endeffekt ist es genau das, was mich ausmacht. Es macht mich glücklich, ja wirklich, wenn ich nach zwei Stunden Wäsche falten drei leere Körbe vor mir stehen habe. Und ich liebe es, in meinem kleinen Garten auf dem Stuhl zu sitzen, den Kindern beim Spielen zuzusehen, während jeder, der hier vorbei läuft, freundlich grüßt.

Das Familienleben im Dorf macht mich glücklich. Diese kleinen Dinge in diesem Miniuniversum füllen mich aus. Es macht mir Spaß, die Kinder zum Musikunterricht zu fahren, mit anderen Müttern zu plauschen und dem Nachbarn ein Stück Apfelkuchen zu bringen, wenn wir gebacken haben. Und ich freue mich, dass der Herzmann jeden Abend heim kommt, mir einen Kuss gibt und die beiden Jungs aus den Autositzen schält.

Dieses beschauliche kleine Leben, das bin ich.

Sicher würde ich gern mehr von der Welt sehen. Garantiert würde es mir gefallen, einfach in den Flieger steigen und Neues entdecken zu können. Doch die Lebensplanung meiner Freundin ist nicht meine. Es würde mich – im Gegensatz zu ihr – nicht auf Dauer glücklich machen. Mir würde etwas fehlen. Eben dieses konstante ruhige Zuhause. Genauso wie ihr der Trubel fehlen würde.

Und so gab ich dem Frosch, dem Zwerg und dem Mann heute früh einen Tschüss-Kuss, brachte die Mädels zur Schule. Hand in Hand. Meine Kinder kommen jeden Mittag pünktlich heim, mein Mann bringt die Jungs mit und abends weiß ich alle sicher unter meinem Dach. Das ist mein Glück. Mein ganz persönliches beschauliches Familienleben im Dorf.

Trotzdem werde ich wieder mit offenem Mund den Geschichten meiner Freundin lauschen, wenn wir uns sehen. Ich werde wieder ein wenig neidisch sein auf die Orte die sie sieht und auf die Leistung, die sie erbringt. Und sie wird wieder schmunzeln und sich wundern, dass ich noch immer weiß, wie sie ihren Kaffee trinkt und welche Lebensmittel sie immer schon doof fand und danach für sie koche.

Ich freue mich schon sehr auf sie.

Ob wir uns nun endgültig in Berlin oder in Bayern treffen, das weiß ich nicht. Aber ich freue mich darauf. Darauf, ihr von meinem Familienleben zu berichten. Und auf ihre Geschichten. Denn, auch wenn es nicht so aussieht und wir uns nicht oft sehen, wir sind uns nah.

Die Julie

 

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