Studieren mit Kind ist eine besondere Herausforderung. Hier liest du einen ehrlichen Erfahrungsbericht über die erste Zeit als Mama-Studentin.
Life,  Gedankenwelt

Studieren mit Kind – eine Momentaufnahme

Mittlerweile sind vier Monate ins Land gezogen, seit ich mein Studium für Prävention und Gesundheitspsychologie aufgenommen habe und ich dachte mir, ein Update oder zumindest ein Einblick in den Alltag wäre mal wieder angebracht. Wie ist das Studieren mit Kind? Welche Hürden habe ich? Eine ehrliche Momentaufnahme zum Spagat zwischen Carearbeit, Bloggerleben und Studentenalltag.

Früh, früher, ich will Schlaf!

Morgens um 5 tapst ein kleiner Keks in mein Zimmer, klappt die Decke um und kuschelt sich zu mir. „Ich kann nicht mehr schlafen, Mama!“, sagt er und wühlt sich durchs Bett. Also bitte ich ihn, wenigstens noch ein paar Minuten die Augen zu entspannen. Das macht dieser kleine Mensch auch direkt, während mir die Blase drückt. Also stehe ich auf – und reiße ihn damit aus seinen Träumen. Mist.

Also stehe ich gegen 5:30 Uhr in der Küche, schmiere Brote, schneide Obst und Gemüse und möchte mich eben mit dem Tablet in der Hand hinsetzen, um zumindest ein paar Zeilen zu lesen, bevor der Ansturm kommt, als die Tür auffliegt. Ein 9-jähriger Zwerg kommt fröhlich grinsend ins Zimmer und fordert Frühstück ein. Damit liegt das Tablet wieder unbeachtet da und ich bereite die nächste Mahlzeit zu, während ich Englischvokabeln abfrage und mich zum 340. Mal rückversichere, dass die Schultasche auch wirklich auf den heutigen Stand umgeräumt wurde.

Um 7 Uhr haben die großen Kinder das Haus verlassen und normalerweise räume ich nun eine halbe Stunde auf, putze und sauge, damit ich einen angenehmen Ist-Zustand habe, bevor der 7-jährige Frosch zur Schule muss. Dieser hat heute allerdings keine Lust, mit dem kleinen Mädchen zu spielen. Also jongliere ich mit Kind auf dem Arm die Spülmaschine voll und lasse das Mäuschen auf dem Staubsauger reiten, während ich mir überlege, ob ich um 9 schon Mittagessen machen darf.

Vormittagswahnsinn

Nachdem der Frosch das Haus verlassen hat, versuche ich, das kleine Mädchen ein wenig „ruhigzustellen“, indem ich sie mit Essen und Flasche im Bett platziere. Kaum sitze ich am Laptop, möchte meinen Studienbrief zum Lernen öffnen, steht die Maus neben mir, zupft an meinem Ärmel und möchte auf den Schoß. Da sitzen wir also. Madam auf dem Schoß, ich mit der Nase in ihren Haaren und höchste konzentriert, ihre Patschehändchen von der Maus fernzuhalten, damit ich einige wenige Absätze durchlesen kann. Nach 20 Minuten gebe ich auf.

Den Vormittag verbringen wir mit gemeinsamem Kochen, lesen Bücher, räumen etwa 305mal ihr Zimmer auf und schauen ungefähr 2 Minuten Kikaninchen*. Wir tanzen zum Siebenschläfer-Tonie*, putzen die Zähne und falten Wäsche, die direkt wieder auseinander genommen wird.

Gegen 11 Uhr wird das kleine Mädchen furchtbar müde und ich freue mich. Ab ins Bett mit ihr, damit ich lernen kann. Kaum schläft das Mäuschen, setze ich mich mit dem Tablet aufs Sofa. Die Post läutet und bringt mir ein Paket. Ich setze mich wieder und mir fällt auf, dass ich bisher noch nichts sinnvoll gegessen oder getrunken habe und mich deswegen nicht konzentrieren kann. Also plündere ich den Obstkorb, kippe ein großes Glas Wasser runter und setze mich wieder.

Nach etwa 35 Minuten gebe ich auf. In den Kopf passt nichts und ich drifte immer wieder ab. Dann stelle ich mich eben an den Herd und mache das Essen fertig, denn der Frosch kommt eh gleich aus der Schule – denke ich zumindest. Nachdem er aber wieder einen Trödeltag hat, braucht er für 500 m etwa eine Stunde. Und ich sitze da und starre aus dem Fenster und warte. Nebenbei könnte ich mir in den Hintern beißen, doch nicht weiter gelernt zu haben.

Mittags, nachmittags, irgendwann vor Schlaf!

Mit einiger Verspätung trifft der Frosch ein und erzählt mir aufgeregt von seinem Schultag. Ich lausche, stelle ihm derweil einen Teller mit Essen vor die Nase und wir starten unseren Nachmittag. Das Mäuschen schläft zum Glück noch. Nachdem wir satt sind, setze ich mich mit Block und Tablet an den Tisch und der Frosch kramt seine Hausaufgaben hervor. Während ich nach und nach das Kapitel zum 3. Mal durcharbeite, beantworte ich Fragen zur Hausaufgabe und habe den Blick auf dem Babyphone.

Um kurz vor 14 Uhr höre ich das kleine Mädchen wach werden und schicke den Frosch mit etwas zu trinken und Naschzeug zu ihr, damit die beiden gemeinsam spielen können (und ich mich im Haushalt – die lauten Dinge davon – abreagieren kann). Das hält leider nicht lange, denn dann ist es „SOOOOO LANGWEIIILIIIIG!“ mit der Schwester zu spielen und außerdem muss ich noch erfahren, was Hinz und Kunz in der Pause zu Ding und Dong gesagt haben. Atmen, zuhören, zugewandt bleiben.

Wenig später sitze ich mit dem kleinen Mädchen im Auto, habe dem Frosch ein Tablet in die Hand gedrückt und fahre den 9-jährigen von der Schule abholen. Der müsste nämlich sonst auf den Bus warten und das dauert eeeewig. An dieser Stelle möchte ich die Leute grüßen, die statt die Öffis auszubauen, sämtliche Verbindungen über die Jahre gestrichen haben. Es ist zum Mäuse melken.

Wieder daheim, bringt der Herzmann gerade den Keks zurück vom Kindergarten und muss nochmal los. Der Keks ist zum Glück leicht zufrieden zu stellen. Obstteller, Netflix, kuscheln. Das kleine Mädchen freut sich derweil, dass der älteste Bruder zurück ist und nimmt ihn in die Mangel.

Abendprogramm

Gegen 17 Uhr trudeln dann auch die letzten beiden Kinder ein. Ich bereite das Abendessen vor, spanne die Kinder ein, den Tisch zu decken, die gefaltete Wäsche zu verräumen und und bitte die Schulsachen auf den nächsten Tag umzuräumen. Steter Tropfen und so. Oder Hopfen und Malz? Man weiß es nicht. Nebenbei höre ich mir Dramen aus der 5.,6. und 8. Klasse an, lausche Geschichten über verplemperte Stunden und vergessene Hausaufgaben („Du hast gar nicht 4x nachgefragt, Mama. Höchstens 3x!“).

Nach dem Abendessen bitte ich die großen beiden Mädels, sich mit dem kleinen Mädchen auseinanderzusetzen, weil ich lernen mag. Nur ein bisschen. Weil ich weiß, wenn alle schlafen, bin ich selbst auch k.o.. Dieses Lernen gestaltet sich in Minutenetappen. Ein Kind hat doch nochmal Hunger, eines hat Durst, das nächste braucht Hilfe in Chemie, eines möchte wissen, was ich da so tue, zwischendrin kommt der Mann heim und da ist eine volle Windel.

Um 19 Uhr – das kleine Mädchen ist mittlerweile durch die Badewanne gezogen, zwei Kinder habe ich duschen geschickt und drei weitere zanken sich um die Controller der X-Box* – habe ich keine Lust und Nerven mehr und übergebe das Zepter endgültig an Manuel. Ich räume die Küche auf, sauge nochmal, lasse die Spülmaschine laufen und lasse mich im Anschluss aufs Sofa plumpsen. Manuel bringt die Kleinen ins Bett und ich atme einfach. Ein und aus. Zwischendurch renne ich 369mal die Treppe nach oben, um die Kinder um Ruhe zu bitten.

Feierabend – oder so

Als alle Kinder um 20:30 Uhr zumindest in die Nacht verabschiedet wurden, ziehe ich mich um, überlege, ob ich noch ne Runde zocke, mich hinter meine Uniunterlagen klemme oder direkt schlafen gehe. Das Bett siegt.

Gefühlt habe ich schon wieder nix auf die Kette gekriegt. Zumindest nichts, was ich vorweisen könnte. Der Boden klebt, überall liegen Badetücher herum, ich habe eben getragene Socken der Prinzessin unter meinem Kopfkissen gefunden und im Studienbrief habe ich ganze 10 Seiten geschafft. Studieren mit Kind? Easy!

Aber morgen, morgen bekomme ich das besser hin. Da stecke ich meine Grenzen besser ab. Ganz bestimmt!

Herzlichst, die Julie

 

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Vielen Dank!

Mehr über mein Studium mit Kind kannst du hier nachlesen. 🙂

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Studieren mit Kind - ein ehrlicher Einblick bei Julie, Mama von 6 Kindern und Studentin für Gesundheitspsychologie, auf Puddingklecks, dem Mamablog.

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2 Kommentare

  • Andrea Rohde

    Liebe Julie!
    Vielen Dank für deinen ehrlichen Einblick in deinen Alltag!
    Es tut gut zu lesen,dass es woanders auch so wirbelig ist,wenn Mama versucht zu lernen.
    In meinem Fall mit vier Kindern und einer erweiterten Fortbildung per Fernlehrgang.
    Meine Hochachtung,dass du das so gut hinbekommst!!!
    Es ist so wichtig,den Kopf mit eigenen Themen füllen und beschäftigen zu können.
    Außerhalb der Familienblase.
    Ich drücke dir alle Daumen für ein gutes Gelingen und freue mich schon auf deinen nächsten Einblick ❤️.
    lieben Gruß, Andrea

    • Julie

      Liebe Andrea,
      ich glaube ehrlich, in den meisten Familien geht es so zu. Da treffen einfach ganz viele Charaktere und Bedürfnisse aufeinander, die nicht selten kollidieren. Manchmal fällt die Lernzeit hinten runter, manchmal die Spielzeit und ab und an der Schlaf. Das wird bei dir wahrscheinlich ähnlich sein oder?
      Ich nehme euch gern weiterhin mit durch diese Themen. 🙂
      Viele liebe Grüße

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