Eine Klasse überspringen? Wir haben es getan und zum Halbjahr von der ersten in die zweite Klasse gewechselt. Hier findest du einen Erfahrungsbericht auf Puddingklecks, dem Mamablog
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Klasse überspringen – ein Update vom Zwerg

Ich hatte ja vor einiger Zeit darüber berichtet, dass der Zwerg die erste Klasse überspringen würde. Na gut, „einige Zeit“ ist vielleicht untertrieben. Ein paar Jahre ist es schon her. Jedenfalls hat er jetzt die vierte Klasse abgeschlossen und wechselt in einer Woche die Schule. Die Grundschule liegt somit hinter ihm und er fängt mit 9 Jahren in der weiterführenden Schule an. Deswegen dachte ich, ein Update wäre vielleicht gar nicht so verkehrt oder?

Damals berichtete ich davon, wie es meinem Kind ging, bevor es überspringen durfte und wie der Weg dorthin war. Er langweilte sich einfach unglaublich und fiel so in absolute Verweigerungshaltung. Und ehrlich – ich kann es verstehen. Wenn man etwas drauf hat und dann immer und immer wieder wiederholen muss, dass es zu den Ohren raus kommt, ist es einfach doof. Und Wissensdrang ausbremsen ist absolut kontraproduktiv. Ich glaube, das versteht sich von selbst oder?

Jedenfalls hat der Zwerg jetzt vor 5 Wochen sein Zeugnis bekommen und damit endgültig die Grundschule verabschiedet und ich plaudere mal ein bisschen aus dem Nähkästchen.

Überspringen – Pandemie – Hurz

Kurz nachdem der Zwerg also in die zweite Klasse – wir haben zum Glück Kombiklassen an der Grundschule vor Ort – gewechselt hat, begann die Pandemie. Wir mussten daheim also mit ihm die Schreibschrift nachholen, online und über Blätterstapel den neuen Stoff erklären und schauen, wie wir das meistern.

Die zweite Klasse hat der Zwerg richtig gut gemacht, wenn auch mit einiger Diskussion, weil zuhause eben nicht die Lernumgebung ist, die er braucht. Der Wechsel in die dritte Klasse verlief dann auch relativ problemlos. Die neue Lehrkraft war sehr engagiert und hat online alles gegeben. Von persönlichem Feedback über Vorlesestreams bis hin zu liebevoll aufbereiteten Blättern war alles dabei.

Noten – soziale Kontakte – Klassengemeinschaft

Notentechnisch musste ich mir, sowohl in Präsenz als auch online beim Zwerg niemals, wirklich nie, Gedanken machen. Die Fächer, die ihm wichtig sind, rockt er ohne Probleme und die anderen arbeitet er einfach ab. Von unseren drei Großen hat er das bisher beste Abschlusszeugnis der Grundschule, ohne je wirklich dafür gelernt zu haben. Man merkt aber auch, dass er sich sowohl schulisch als auch privat bei jedem Thema damit auseinander setzt, ob er es wirklich braucht – und dementsprechend ist sein Engagement.

Der Freund, den er damals schon in der ersten Klasse hatte, ist ihm erhalten geblieben. Mit ihm unternimmt er weiterhin regelmäßig Ausflüge, sie zocken gemeinsam oder bauen an ihrem Geheimversteck. Mehr braucht der Zwerg aber auch nicht. Er ist froh, wenn er für sich allein werkeln kann und trennt Schule und „Privates“ strickt. Leider geht sein Freund nun auf eine andere Schule und ich hoffe, das verläuft sich nicht.

Im letzten Schuljahr hat man allerdings gemerkt, der Zwerg hat ehrlich gesagt keine Lust mehr auf die Grundschule. Er will weiter und Neues erkunden. Auch mit der Klasse konnte er sich nicht identifizieren, weil wir durch unsere Art einfach auch öfter mal angeeckt sind. Hier ist Alltagsrassismus leider noch immer normal und wird auch häufig noch toleriert. (Hier habe ich mal darüber geschrieben.) Da wurde zum Beispiel herabgespielt, als er die Lehrkraft korrigiert hatte, dass es nicht Negerkuss oder Mohrenkopf sondern Schaumkuss genannt werden soll. Das macht natürlich mürbe und nimmt tatsächlich die Motivation, sich im Unterricht einzubringen.

Dazu muss ich sagen, dass sich die aktuelle Schulleitung und die Klassenleitung wirklich gut darum bemüht haben, aber wenn eben erst einmal ein Bruch da ist, ist der nicht mehr leicht zu kitten.

Der Wechsel von der Grundschule aufs Gymnasium

Mama, ich geh auf die gleiche Schule wie die Mädels. Da kenne ich mich schon aus!

Das sagte der Zwerg mit einer Selbstsicherheit, dass wir da gar nicht weiter drüber reden brauchten. Die Noten stimm(t)en, die Schule und die Lehrkräfte sind (fast) alle richtig toll und mit den großen Schwestern gelingt auch der Start und das Zurechtfinden leichter.

Die Klassenleitung durften wir auch schon vor den Ferien kennenlernen und ich habe keine Zweifel daran, dass es im Großen und Ganzen wirklich gut laufen wird.

Von der Größe her ist er übrigens nicht einmal der Kleinste, was ihn beim Kennenlerntag schon sehr beruhigt hat. Und auch so scheinen einige nette Kinder mit in die Klasse zu kommen, mit denen er sich anfreunden kann. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie die ersten Schulwochen ablaufen werden.

Mein Fazit zum Klasse überspringen

Nach einiger Zeit Abstand kann ich sagen: Für uns war es die richtige Entscheidung. Auf Dauer hätte der Zwerg ziemlich sicher aufgrund des fehlenden Anspruchs verweigert, hingeschmissen und wäre abgesumpft. So konnte er das lernen, was seinem Entwicklungsstand entsprach und sein Ding durchziehen.

Für uns war es manchmal nicht ganz einfach. Vor allem, weil der emotionale Stand manchmal doch eine Diskrepanz zum Wissensstand lieferte und die Vereinbarkeit nicht so leicht fiel. Allerdings ist es eben auch nicht leicht, als Mittelkind mit fünf Geschwistern seinen Standpunkt zu verteidigen und nicht gleichzeitig ständig als „Klugscheißer“ dazustehen.

Ich würde es wieder so machen. Weil es den Zwerg sowohl emotional als auch sozial und wissenstechnisch unheimlich vorangebracht hat. Ihm hat das gut getan.

Das ist allerdings meine subjektive Einschätzung und ich kann natürlich nicht für andere Kinder oder Familien sprechen.

Herzlichst, die Julie

 

Mehr über die Schule und das drumherum im Hause Puddingklecks findest du >>hier<<. Schau dich gern um.

Merke es dir für später:

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Ein Kommentar

  • Michael

    Großartig, dass Ihr den Schritt gewagt habt und dass es am Ende so gut funktioniert hat.

    Ich denke, dass unser Schulsystem, gerade zu Beginn, in beide Richtungen zu starr ist. Für die Breite Masse ist es sicherlich nicht verkehrt, aber die oberen und unteren 10 % werden m. E. entweder zu wenig gefordert oder aber zu wenig gefördert.

    Wissensdurstige Kinder können sich nicht frühzeitig entfalten. Lernschwache Kinder bekommen von Außenstehenden einen Stempel aufgedrückt.

    Beides kann lähmen und zermürben, wie du es in eurem Fall so schön beschreibst.

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