Life,  Gedankenwelt

Das geht ja mal gar nicht! – Für mehr Bauchgefühl

Ich habe lange überlegt, ob ich das sagen darf. Wie ich es sagen darf und wie ich es am ehesten anspreche, ohne dass man mir den Kopf abreißt oder es falsch rüber kommt. Und ich bin zu dem Schluss gekommen, es ist mein persönlicher Blog, es sind meine persönlichen und subjektiven Gedanken. Wenn ich mich verbiege oder Dinge anders erzähle, als ich sie fühle, bin ich weder authentisch noch echt. Außerdem liegt mir das Thema sehr am Herzen, weshalb ich einfach meinen Senf dazu abgeben möchte.

Du darfst nicht … Du sollst nicht …. Wenn du dies machst …

Ständig und überall wird man mit der Nase auf Fachliteratur gestoßen, was die neuesten pädagogischen Dinge sind, die man umzusetzen hat. Das Kind darf nicht gelobt werden. Ich als Mama darf keine Kritik äußern. Wenn ich dies mache, löst es jenen Schaden aus.

Mittlerweile habe ich das Gefühl, egal, was und wie wir es in der Erziehung anpacken, es ist falsch oder wird kurz darauf als Humbug widerlegt. Gerade frischen Müttern wird vermittelt, wenn sie nicht nach Schema F aus dem Lehrbuch XYZ handeln, kann aus dem Kind ja nichts werden, außer ein gefühlsarmes dummes Wesen, das sich mit Selbstzweifeln und asozialem Verhalten durch sein Leben quält.

Das geht ja mal gar nicht! 

Womit  ich absolut konform gehe, ist der Text, den Sonja von Mama Notes verfasst hat. Wirklich negative Dinge mit wichtigen Sachen zu legitimieren. Es ist nie okay, sich zusammen mit seinem Kind auf Kosten anderer zu bereichern und lustig zu machen. Da zählt auch das Argument „Bonding“ nicht, denn das ist anderweitig zu erreichen. Man kann sachtlich mit dem Kind sprechen und erklären, dass es dicke, dünne, große, kleine, blonde, kahle, alte, junge Menschen gibt. Doch dem Kind gegenüber erkläre ich das neutral und ohne Vorurteile.

Total daneben finde ich es übrigens auch, wenn man sein Kind runter putzt und Macht ausübt, weil man es eben kann. Ohne, dass man daran denkt, wie es dem Kind damit geht. Denn es sind nicht nur (unsre) Kinder. Es sind kleine Menschen mit Gefühlen wie du und ich. Menschen, die positive aber auch negative Ereignisse prägen. Dies zu vergessen und sich darüber hinwegzusetzen, geht gar nicht.

Ich darf … Ich will … Ich mache …

Ich möchte mein Kind loben, wenn es etwas wirklich toll gemacht hat. Ich will vor Freude jubeln, wenn es eine gute Note nachhause bringt oder den ersten Handstand ohne Stütze schafft. Und genauso will ich anderen Eltern erzählen, wie cool es ist, dass mein Kind sich den Zahn mit einer Wäscheklammer aus dem Mund gezogen hat. Und das alles, ohne mir Gedanken machen zu müssen, ob mein Lob legitim ist und ob mein Kind den nächsten Handstand macht, um noch einmal meine Begeisterung zu erfahren.

Ebenso möchte ich aber auch Kritik üben dürfen und sagen „Weißt du, Maus, das war jetzt nicht so prall. Das hast du schon besser hin bekommen!“ ohne es relativieren zu müssen, weil Buch XYZ es als Erziehungsfehler ansieht.

Ja, ich will auch klipp und klar sagen können, dass meine persönlichen Grenzen überschritten wurden und mit meiner Stimme Nachdruck verleihen, ohne, dass man mir vorwirft, ich mache ein psychisches labiles Wesen aus meinem Kind, wenn es nach wiederholtem „Hör bitte auf!“ noch immer mit Steinchen gegen die Scheibe wirft oder auf dem Rücken des kleinen Geschwisterkindes reitet, dem es weh tut.

Ich gehe sogar noch weiter und verwende „wenn … dann…“ – Sätze. Täglich mindestens fünfmal. Nein, sie müssen nicht negativ behaftet sein und sie müssen auch nicht an Belohnungen gekoppelt sein, aber sie erleichtern mir den Alltag und meine Kinder wissen dadurch, was ich möchte und nicht nur, was sie von mir wollen. „Wenn die Hausaufgabe erledigt ist, gehen wir auf den Spielplatz.“ oder „Wenn du nicht aufhörst, mich zu hauen, musst du alleine spielen, das mag ich nicht.“ sind zum Beispiel in meinen subjektiven Mamaaugen ganz normale und legitime Sätze, die keinem weh tun und keinen Schaden auslösen.

Intuition und Bauchgefühl

Sollten wir nicht anfangen, wieder mehr auf unser Bauchgefühl zu hören? Sollten wir nicht einfach mal sagen dürfen, was wir denken und fühlen, solange die Wortwahl angemessen ist und keiner dadurch erniedrigt wird? Reflexion ist gut und sehr wichtig. Aber sie darf nicht unseren kompletten Alltag bestimmen und uns in Selbstzweifel abdriften lassen.

Was bei einem Kind passt, muss noch lange nicht auf das andere passen. Ich möchte mich auf mich selbst verlassen und nicht auf gut gemeinte Ratgeber. Wenn ich einen Tipp nicht gutheißen kann, setze ich ihn nicht um. Denn ich muss mich damit wohlfühlen. Meine Kinder müssen sich damit wohlfühlen. Und das tun wir nur, wenn wir selbst dahinter stehen und die Dinge außen vor lassen, mit denen wir nicht zu 100 Prozent konform gehen.

Nur, weil der Spross der Nachbarn ohne Helm Rad fährt, muss ich nicht mitziehen. Weil es bei den Freunden nur Dinkelgebäck bekommt, darf ich bei uns dennoch mit Hafermehl backen. Genauso verhält es sich mit allem. Solange wir mit unserem Verhalten niemandem bewusst Schaden zufügen, dürfen wir doch bitte auf unsere Intuition und unser Bauchgefühl vertrauen.

Wachsen … Erwachsen …. Groß sein …

Statt ständig zu hinterfragen, ob dieses Verhalten nun jenen Schaden in naher Zukunft auslöst und welche Wortwahl nun am wenigsten Kritik ausübt, wenn wir sie äußern, wäre es vielleicht einfach angebracht – aus meiner subjektiven Sichtweise – Kindern den Rücken zu stärken und zu selbstbewussten und kritikfähigen Menschen heranzuziehen.

Diese kleinen Menschen, aber auch wir, brauchen Reaktionen, um das Verhalten zu reflektieren und daraus Schlüsse zu ziehen. Sie und wir sollen daran wachsen und uns nicht selbst verrückt machen. Jedes Kind ist ein Individuum, das individuell fühlt, wächst, agiert. Ohne Schema F.

Wenn wir unsere Kinder stützen, ihnen Rückmeldung jeglicher Art, ob positiv oder negativ, geben und sie stärken, ist in meinen Augen weit mehr getan als mit Verunsicherung und ständigem stillen Einverständnis.

Deshalb … Deswegen … Herz

Wir lassen unsere Kinder Kinder sein. Kinder, die Bestätigung möchten. Kinder, die Grenzen brauchen. Einfach Kinder, die Erfahrungen sammeln und daran wachsen dürfen. Und wir sind keine Analytiker, sondern Eltern. Eltern mit Bauchgefühl. Eltern mit Fehlern. Aber auch Eltern, die mit Liebe erziehen. Und wenn hinter jeder Handlung ein bisschen Liebe und Bauchgefühl steckt, braucht es ein bisschen weniger Zweifel und Verunsicherung.

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