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Der frühe Vogel hat ’nen Piep

Es ist morgens um 5, als ein kleiner Schatten leise die Tür öffnet und sich an meine Bettseite stellt, um mir im Flüsterton zu berichten, dass er Hunger und Durst hat. Außerdem ist er „schon läääängst ausgeschlafen, Mama“.

Gegen den Durst habe ich natürlich eine Wasserflasche parat. Aber aufstehen möchte ich jetzt wirklich noch nicht. Außerdem könnte dieser kleine Zwerg sich ja auch selbst eine Scheibe Brot angeln. „Aber Mama, das ist voll uncool! Ich kann das noch nicht alleine beschmieren!“ Diskussionen mit dem Zwerg möchte ich aber weder morgens um 5 im Flüsterton noch unausgeschlafen in normalem Ton führen. Also schnappe ich mir den kleinen Mann und lege ihn kurzerhand unter leisem Protest in die Bettritze zwischen dem Herrn Puddingklecks und mir, erkläre ihm, dass es noch viel zu früh ist und hoffe auf weitere 60 Minuten Ruhe, um wenigstens ein bisschen Kraft zu sammeln.

Aber die Rechnung habe ich wohl ohne den Quälgeist gemacht. Erst strampelt er sich frei, dann deckt er sich zu, um das gleiche Spiel wieder von vorn zu starten. Darüber könnte ich sogar noch hinweg sehen. Aber als er anfängt, wieder „Mami…. Papi… Mami …. Papi… Mami? Mami? MAMI!“ zu murmeln und zuletzt zu brüllen, muss ich wohl oder übel reagieren und bitte ihn, mir noch wenigstens ein paar Minuten zu gönnen. Der Herr Puddingklecks bekommt davon allerdings gar nichts mit. Oder er stellt sich einfach besser tot. Wer weiß?

Nach zwei Minuten völliger Ruhe fange ich an, innerlich zu jubeln. Und während ich mich noch freue, fängt der kleine Terrorzwerg erneut an, sich zu wälzen, zu strampeln und nach meiner Aufmerksamkeit zu rufen.

Ich gebe auf! Der Zwerg ist einfach stärker als ich! „Schatz, schmierst du dem Kleinen bitte ein Brot und legst ihm IRGENDWAS ein?“ Mit halb geschlossenen Augen dackelt ein großer Mann also hinter einem kleinen Mann her, schmiert mit stoischer Ruhe eine Scheibe Brot, legt eine DVD ein, wankt zurück ins Bett – und schläft weiter. Glückselig sitzt derweil der Zwerg am Fernseher, singt „Ich bin schon groß und vier, komm doch und spiel mit mir!“ in voller Lautstärke und beißt zwischendrin genüsslich von seinem lebenswichtigen und hart erkämpften Brot ab.

Und ich? Ich liege im Bett – hellwach. Morgens um halb 6.

*****

Die Begriffe Terrorzwerg und Quälgeist sind liebevoll gedacht und sollen den Hauptakteur dieser Geschichte in keinster Weise degradieren, beleidigen oder bloßstellen. 

4 Kommentare

  • Natalia

    Sehr niedlich, der junge Mann! Mein Sohn steht täglich, ob Wochenede, Ferien oder Wochentag ist genau um 7.15h auf und fragt ob er wach sein darf! Ich habe den Verdacht, daß er einen Wecker verschluckt hat 😉
    LG
    Natalia

    • puddingklecks

      Vielen lieben Dank!
      Das ist aber eine sehr humane Zeit. Und Kontinuität ist ja bekanntlich wichtig. 😀 Süß, dass er fragt! Das würde ich mir hier ab und an auch wünschen.
      Liebe Grüße

  • Denise

    ??? aus dem Leben von Eltern gegriffen. Unser Großer lässt uns in Ruhe, der Mittlere kommt gern und fragt „Papa, kommst Du spielen“. Die Uhr kann er noch nicht lesen. Und der Kleinste fordert „Até! Dé“, was in seiner Sprache „Aufstehen, ich will eine Milch“ bedeutet. Unser Großer kann immerhin inzwischen Fernseher, Festplattenrekorder und Netflix bedienen. Ich kann mich besser tot stellen als der Papa, aber leider bin ich dann meistens schon wirklich wach.

    • puddingklecks

      Hach, wie schön, dass es nicht nur mir so geht. Naja, für dich dann nicht so toll. Aber geteiltes Leid …. 😀
      Anhand der größeren Kinder sieht man ja zum Glück, dass es sich „verwächst“.

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Geht in Ordnung.