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… und dann warst du einfach weg! – Tabuthema Fehlgeburt

Ich habe vier wundervolle Kinder auf die Welt gebracht. Jedes ist auf seine Weise toll, hat Eigenheiten, Macken und ist ein wundervoller Mensch. Diese vier kleinen Menschen machen mich jeden Tag aufs neue glücklich und stolz, ihre Mama sein zu dürfen.

Doch, wenn man mich fragt, wie viele Schwangerschaften ich erleben durfte, antworte ich, dass es fünf waren. Wie fünf? Hier steht aber ein Kind weniger?! Ja fünf!

Kurz vor meinem 21. Geburtstag stellte ich fest, dass ich schwanger bin. Völlig überwältigt und glücklich suchte ich mir eine Ärztin, die dies auch beim ersten Termin bestätigte und mir das schlagende Herzchen zeigte. Den Mutterpass bekam ich ausgehändigt und direkt war ein neuer Termin vereinbart. Voller Stolz rief ich meine Eltern an und verkündete ihnen, sie würden Großeltern werden. Die kommenden Wochen verliefen toll. Ich war glücklich und freute mich schon tierisch auf das „Danach“.

Beim nächsten Arztbesuch in der 12. Woche wurde erneut geschallt. Die Ärztin suchte lange und wurde immer ruhiger. Währenddessen wurde ich immer nervöser und fragte sie schließlich, ob denn etwas nicht stimmt. Mit traurigem Gesichtsausdruck sah sie mich an und erklärte mir, dass dieses kleine Wesen, das sich uns doch erst als Eltern ausgesucht hatte, nicht mehr lebt. Das Herz hatte aufgehört zu schlagen.

Eine Welt brach für mich zusammen. Ich konnte mir das nicht vorstellen, realisierte erst gar nicht, dass das Würmchen in mir, dem ich mich jetzt schon so verbunden gefühlt hatte, einfach nicht mehr am Leben sein sollte.

Die folgenden Stunden verliefen wie in Trance. Ich bekam eine Tablette, begann fürchterlich zu krampfen und zu bluten und musste in eine Tagesklinik. Als ich aus der Narkose wieder aufwachte, fühlte ich nichts, war einfach leer. Denn dieses kleine Wesen, auf das ich mich so gefreut hatte, war einfach weg. Nicht mehr da.

Laut meiner Ärztin trug ich ein kleines Mädchen unter meinem Herzen. Ein Mädchen ohne Namen. Mein Mädchen.

Mit der Zeit wird der Schmerz leichter, man lernt damit umzugehen. Doch wenn der Geburtstermin meines Sternchens näher rückt, wird mir dennoch schwer ums Herz. Dieses Jahr hätte das kleine Mädchen, das nicht bei uns bleiben konnte, seinen achten Geburtstag gefeiert.

Heute habe ich vier wirklich tolle Kinder – und einen kleinen Engel, der über sie wacht. Doch jede weitere Schwangerschaft war mir Angst verbunden. Angst, das alles noch einmal durchleben zu müssen. Angst, den Schmerz dann nicht aushalten zu können. Die Leichtigkeit, die ich bei unserem Engel empfand, war weg.

Ja, ich habe fünf Kinder unter meinem Herzen getragen, auch wenn nun eines an der Hand fehlt.

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