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Ostern als Kind und als Mama – ein Vergleich

Seit ich denken kann, feierten wir Ostern mit Eiersuche, viel Schokolade, einem Besuch in der Kirche und einem ausgiebigen Spaziergang. Mittlerweile hat sich einiges geändert. Jetzt bin ich selbst Mama und sehe manche Dinge anders.

Damals…

Soweit ich mich erinnern kann, war ich am Ostersonntag immer als erstes wach, schmiss die Decke von mir runter und begann direkt euphorisch nach den Nestern zu suchen. Der Osterhase hatte, wie jedes Jahr exakt drei Nester versteckt. Natürlich mit Namenskärtchen, sonst hätte ich ja die meines Bruders auch noch vernascht. 😀 Außerdem waren die Naschereien akribisch abgezählt, dass auch wirklich keiner zu kurz kam. Die Nestchen waren gekauft, meist aus Bast geflochten, manchmal aber auch gebastelt aus einer Kinderzeitschrift. Gefüllt waren sie mit Schokoladeneiern, Nougateiern – bis heute mein absoluter Favorit -, einem Osterhasen und einer Kleinigkeit in Form eines Buches oder einer Kassette.

Als meine Oma noch bei uns war, gab es zu Ostern auch ein kleines Geschenk von ihr. Später steckte mir mein Opa in unbeobachteten Momenten ein bisschen was „zum Taschengeld dazu“.

Nach dem ausgiebigen Bestaunen der vielen Leckereien gab es zum Frühstück meist ein Lamm aus Sandkuchen und ein Häschen aus Schokoladenkuchen. Mit Puderzucker und Osterfahne. Außerdem durften hartgekochte Eier nicht fehlen.

Wohl gesättigt gingen wir dann als Familie in die Kirche zur Kindermesse. Für mich war es immer ein Highlight, danach im Pfarrgarten die Osternester für uns Kinder suchen zu dürfen.

Mittags, pünktlich um 12, gab es ein Festessen. Entweder kochte die Oma oder meine Mama stand in der Küche. Stunde um Stunde. Aber es war ein besonderer Tag, der eines besonderen Mahls bedurfte. Was genau wir aßen, daran kann ich mich leider gar nicht mehr erinnern. Aber ich weiß noch, dass immer sehr groß aufgetischt wurde.

Zwischen Mittagessen und Kaffee gingen wir dann als Familie eine große Runde spazieren. Als Kind machte es mir unheimlich Spaß, auf dem Weg über die Wiesen noch Blumen zu pflücken, Pflanzen zu sammeln und einfach durch die Gegend zu tollen. Als Teenie fand ich es zunehmend „voll doof“, dass ich da noch immer mitgehen sollte.

Der Tag ging ruhig und entspannt nach Kaffee, bzw. Kaba, und ganz viel aufwendigem Kuchen und ungefähr genauso vielen verputzten Nougateiern zu Ende.

Heute…

Heute heißt Ostern für mich, schon wochenlang vorher organisieren, dass genügend Schokolade passend versteckt im Haus ist. Außerdem bekommt jedes Kind ein kleines Geschenk in eines seiner Nestchen. Dies bedeutet für mich Organisation, zum Teil auch Stress und vor allem gut zuhören, welche kleinen Wünsche sich länger halten, als in dem Moment, in dem sie ausgesprochen wurden.

In der Nacht von Samstag auf Sonntag versteckt der Osterhase ganz viele kleine Nester, gefüllt mit Heu und kleinen Schokoladeneiern im ganzen Haus und Garten. Und die Briefe für den Osterhasen, da bestehen meine beiden Mädels nämlich drauf, werden natürlich an ihn übergeben.

Wenn die Kinder dann am Sonntag aufstehen, und sie stehen garantiert irgendwo zwischen 5 und 6 Uhr auf, weil sie sich ja schon Wochen darauf freuen, beginnt die Suche. Mal markiert der Osterhase die Nestchen mit Namensschildern, mal klebt auch einfach ein Passbild daran. Aber es kann auch sein, dass einfach nur irgendwo der Anfangsbuchstabe des jeweiligen Kindes verewigt wurde. Es muss ja fair zugehen. Abgezählt sind die Eierchen auch. Nur merkt man spätestens am nächsten Tag nichts mehr davon, weil hier fleißige Tauschgeschäfte stattfinden und die Große, im Gegensatz zur Prinzessin, die Schokolade inhaliert, als wäre nie etwas da gewesen.

Ein Osterlamm backen wir nicht. An sich finde ich die Idee ganz toll, es erst weihen zu lassen und dann mit den Kindern zu teilen, aber es macht uns als Familie einfach mehr Spaß, zusammen aus Hefe Häschen zu formen, die wir nach dem Ausbacken kurz in Zucker wälzen.

Wenn wir es schaffen, gehen wir zur Kindermesse. Wenn nicht, dann eben nicht. Wir lesen hier ebenso Bücher zur Ostergeschichte aber auch über den Osterhasen. Ein Zeitdiktat möchte ich mir an den wenigen Tagen ohne fixe Termine nicht aufdrücken lassen.

Wir kochen an Ostern immer etwas besonderes. Dieses Jahr wird es Lamm. Dafür nehmen wir uns Zeit und suchen auch im Vorfeld schon lange nach passenden Rezepten und einer verhältnismäßig idiotensicheren Umsetzung. Den Kindern würde übrigens auch das goldene M genügen oder Kartoffelbrei mit Kidneybohnen. Kochen tun wir in erster Linie also für uns.

Wenn das Wetter passt, werden wir ganz traditionell spazieren gehen und versuchen, irgendwo den Osterhasen hoppeln zu sehen. Schließlich kann er ja nicht alle Kinder gleichzeitig mit Eiern beliefern, oder? 😀

Und dann heißt es kuscheln und entspannen. Ohne Kuchenschlacht und Tamtam. Nur wir sechs. Mit Osterbüchern, Schokolade und Kaffee.

Ostern im Vergleich…

Für mich war Ostern als Kind immer ein besonderes Ereignis, zu dem die ganze Familie zusammen kam. Die Eiersuche, die tollen Geschenke, das viele leckere Essen, es war einfach ein riesengroßes Fest. Als Kind habe ich kaum gesehen, wie viel Arbeit hinter den strahlenden Kinderaugen steckt. Und ich wusste vielleicht auch nicht zu schätzen, wie viel Zeit und Nerven meine Eltern darin investiert hatten, uns ein besinnliches Ostern aufzuzeigen.

Heute gehe ich es entspannter an, plane lange im Voraus und stelle meine Kinder und nicht den Inhalt der Osternester in den Vordergrund. Auch die Familienbande ist leider nicht so vorhanden, wie ich es noch als Kind erfahren durfte. Für mich selbst ist es schade, dass meine Eltern lieber unter sich sind statt sich hier einzubinden. Aber die Kinder kennen es nicht anders und vermissen auch nichts. Und ich gönne es meinen Eltern, diese Freiheit ohne Kinder und unabhängig zu sein.

Mittlerweile finde ich es erschreckend, wie Familien wieder versuchen, sich zu übertrumpfen. Da wurde vorab schon erzählt, dass das eine Kind ein Smartphone mit 7 zu Ostern bekommt. Das nächste Kind wünschte sich einen Fernseher und der hängt nun schon als Vorabpräsent vom Osterhasen im Kinderzimmer.

Ich bin froh und dankbar, dass meine Kinder sich mit Schokolade, marmorierten hartgekochten Eiern und einer Kleinigkeit zufrieden geben, dem Osterhasen „DANKE!“ hinterher brüllen, wenn sie das erste Nestchen gefunden haben und sich den ganzen Tag darüber unterhalten können, dass die Ostereier diesmal aber woanders versteckt wurden und wie schwer es war, dem Frosch zu zeigen, dass seines eben auf dem Stuhl und nicht darunter war.

Und jetzt setze ich mich zu meiner Familie, nasche frisch gebackene Brötchen und beratschlage mich mit den Kindern, wie wir den Tag möglichst entspannt für alle gestalten können.

Ich wünsche euch ein wundervolles Osterfest mit strahlenden Kinderaugen, vollen Bäuchen, ohne Grundsatzdiskussionen und mit viel Harmonie!

Habt es fein, ihr Lieben!

Die Julie

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