Wir sind ja alle schön anonym hier oder? Also auf Social Media, sämtlichen Plattformen, die mit kleinen Icons aus dem Playstore geladen werden und dann gefüllt werden können. Total anonym. So unbekannt, dass die Hemmschwelle für Hetze im Internet immer weiter sinkt. Und es ist erschreckend.
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Dreckige Wäsche wird privat gewaschen! Ein Rant über Hetze im Internet

Wir sind ja alle schön anonym hier oder? Also auf Social Media, sämtlichen Plattformen, die mit kleinen Icons aus dem Playstore geladen werden und dann gefüllt werden können. Total anonym. So unbekannt, dass die Hemmschwelle für Hetze im Internet immer weiter sinkt. Und es ist erschreckend.

Heute wurde mir auf Instagram ein Post eingespielt, in dem es darum ging, dass die Leute nur noch meckern und Drama machen, um Follower zu generieren. Um sich eine Reichweite aufzubauen und Likes abzustauben. Im gleichen Atemzug wurde eine der Verfasserin bekannte Person ins Kreuzfeuer gestoßen, die scheinbar nur für Instagram ein Baby wollte. (Mal davon abgesehen, dass ich keinen einzigen Menschen kenne, der für ne Plattform Kinder in die Welt setzt und die allermeisten Schwangerschaften wohl überlegt sind, die Kinder in Liebe aufwachsen!) Und weil dann daraus eine Fehlgeburt wurde, kamen die Follower in Scharen.

Da hat also eine Frau ein Kind unter ihrem Herzen getragen und es öffentlich gemacht, weil sie sich gefreut hat. Sie hat dieses kleine Leben verloren und teilt dies der breiten Masse ebenso mit wie die Schwangerschaft und wird dafür von ihrer „Freundin“ hinterrücks im Netz bloßgestellt und zerrissen.

Ich habe übrigens auch schon über unseren Verlust geschrieben und es öffentlich gemacht. Weil ich finde, dass dieses – wirklich sensible – Thema viel zu wenig Beachtung bekommt und noch immer tabuisiert wird, obwohl es rund 50 Prozent aller Schwangeren betrifft. Würde mir nach diesem Erlebnis jemand so derbe in den Rücken fallen und über mich herziehen, wüsste ich nicht, wie bodenlos meine Enttäuschung darüber sein kann.

Unter dem Deckmantel der Aufklärung, dem Deckmantel, mehr Realität zu zeigen, nehmen es sich immer wieder Menschen heraus, Hetze im Internet zu betreiben und kritisieren genau das, was sie selbst fabrizieren. Spricht man sie dann darauf an, fehlt es komplett an Selbstreflexion, denn man „klärt ja nur auf“. Ähm ja…

Ein bisschen erinnert mich das ja auch an den Pocher, der es wohl nicht verkraften kann, dass seine Ex ihn verlassen hat und jetzt überall nachtritt. Ziemlich unreif oder?

Hetze im Internet – kein rechtsfreier Raum!

So blöde es klingt, aber ich möchte nochmal daran erinnern: Wenn du dir im Internet das Maul zerreißt, über andere herziehst und es genau ersichtlich ist, wen du meinst, kann dir das derbe auf die Füße fallen.

Mittlerweile gibt es genügend Anlaufstellen, die sich darum kümmern, Menschen dabei zu unterstützen, Hetzende ausfindig zu machen und anzuzeigen. Hateaid ist beispielsweise eine dieser tollen Organisationen, von der ich mittlerweile auch schon Gebrauch machen musste, nachdem es auf Twitter richtig unschön wurde.

Hetze im Internet ist nämlich genauso gefährlich wie im echten Leben. Wer kein dickes Fell hat, nimmt sich Drohungen und rufschädigende Dinge weit mehr zu Herzen und kann daran womöglich zerbrechen.

Schmutzige Wäsche wird privat gewaschen!

Nur, weil ich nicht darüber berichte, wie doof ich mal die eine Person oder die andere (meist situationsbedingt) finde, heißt das nicht, dass ich mich nie streite. Doch weder gehört es an die Öffentlichkeit, wenn Manuel und ich uns uneinig sind, noch gehört es ins Internet, wenn ich mich über XYZ ärgere. Und wenn ich ein Ventil suche, dann verpacke ich es wenigstens so, dass die Person sich nicht direkt gekränkt oder beleidigt fühlt. 

Statt sich über den Verlust eines Babys auszulassen und dies als „likegeil“ hinzustellen hätte die Person, von der ich oben berichtet habe, auch einfach erzählen können, wie schade sie es findet, dass Menschen Dinge aufbauschen, um Beachtung zu bekommen. Neutral eben. Ohne jemand anderen, den man sich aus dem Kontext erschließen kann, durch den Kakao zu ziehen. Ohne sich abfällig über eine eigentliche Freundin zu äußern.

Denn sowas gehört nicht ins Internet. Sowas gehört zwischen die zwei Menschen, die sich nicht grün sind. Aber hintenrum klärt es sich sicher einfacher oder? 😛

Jedenfalls: Hätte ich eine solche Freundin, die so über mich spricht, die so etwas in der Öffentlichkeit breit tritt und sich darüber echauffiert, wäre das die längste Zeit meine Freundin gewesen. Denn auch wenn eine Freundschaft nicht hält – und das kann immer passieren, warum auch immer – erwarte ich dennoch, dass Dinge, die ich anvertraut habe im Vertrauen bleiben. Was muss das für ein ekelhafter Charakter sein, wenn man im Nachgang das Privatleben anderer ausschlachtet und nutzt, um selbst Likes und Follower zu generieren?

Vor der eigenen Haustür kehrt es sich am besten!

Und das sollten wir alle so handhaben. Reflektieren, es mit der betreffenden Person kehren und daraus eigene Schlüsse ziehen. Ohne es im Internet breitzutreten. Ohne andere in den Dreck zu ziehen.

Vor allem, wenn man etwas kritisiert, was man selbst exakt genauso handhabt.

Denn was leben wir bitte unseren Kindern vor? Dass es okay ist, sich hinter dem Rücken auszulassen? Dass es in Ordnung ist, andere öffentlich schlecht zu machen? Oder dass man Dinge auf Augenhöhe klärt und sich respektvoll aus Freundschaften und Bekanntschaften verabschiedet, wenn es nicht mehr passt?

Herzlichst, die Julie

 

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Wir sind ja alle schön anonym hier oder? Also auf Social Media, sämtlichen Plattformen, die mit kleinen Icons aus dem Playstore geladen werden und dann gefüllt werden können. Total anonym. So unbekannt, dass die Hemmschwelle für Hetze im Internet immer weiter sinkt. Und es ist erschreckend.

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