Du hast graue Haare und haderst damit? Dann solltest du unbedingt diesen Text lesen. Für mehr Selbstliebe und weniger Meinung von außen!
Life,  Gedankenwelt

Grey Hair – don’t care // In Würde altern

Ich weiß nicht, wie oft ich diesen Blogartikel schon angefangen und wieder verworfen habe. Denn es ist, wenn man den Medien glauben möchte, ein sehr sensibles Thema, bei dem man ziemlich schnell jemandem auf die Füße treten kann. „In Würde altern“ verbindet man – so geht es mir zumindest – meist mit Menschen im Lebensabend. Dabei werden wir alle von Anfang an älter. Und manche „Reifezeichen“ treten bei manchen eben früher ein als bei anderen. Graue Haare, wie meine zum Beispiel.

Kennst du diesen doofen Spruch „Männer reifen, Frauen altern“?

Den finde ich nicht nur unheimlich unverschämt, sondern auch diskriminierend. Außerdem zeigt er ganz klar, in welches Rollenbild weiblich gelesene Personen gedrängt werden. Wir haben und jung zu halten. Wenn wir attraktiv sein wollen, müssen wir Fältchen glätten, Haar färben und die Figur wie zu Teenagerzeiten behalten.

Männlich gelesene Personen hingegen haben es leicht. Glatze? Sexy, Vin Diesel macht es ja vor. Graue Haare? Mmmmh, so sexy, wie bei George Clooney. Und so ein Bierfass unter der Brust ist ja auch ganz kuschelig.

Ja, ich spiele hier bewusst mit Klischees. Doch das ist es doch, was wir in sämtlichen Klatschzeitschriften vermittelt bekommen oder?

Auch von Zuhause aus kannte ich das nicht anders. Die Haare wurden mit dem ersten Anzeichen grauer Strähnchen bei allen weiblichen Familienmitgliedern gefärbt. Muss ja nicht sein, dass man das wahre Alter sieht.

Jedenfalls: Mein erstes graues Haar habe ich in der Schwangerschaft mit der Großen entdeckt. Und ich habe mich furchtbar geschämt dafür. Auch, weil ich wirklich dachte, graue Haare fangen frühestens mit Mitte 30 an. Ich war 21. Sobald die Große auf der Welt war, kam Farbe ins Spiel. Mal vom Drogeriemarkt, seltener vom Friseurladen. Weil man sich das als Studentin mit Kind eben kaum leisten kann. Aber ich wollte auch einfach nicht, dass man mir „DAS“ ansieht.

Mit den Kindern – oder mit dem Alter (man weiß es nicht so genau) – wurden die grauen Haare immer mehr. Mittlerweile, wenn man meinen Haaransatz ansieht, überwiegen diese sogar und von meinem schönen satten Dunkelbraun ist kaum mehr was übrig. Und ich habe sehr lange damit gehadert, weil ich mich eigentlich noch immer viel zu jung für graue Haare und diese offensichtlichen Altersanzeichen fühle.

Aber ich bin jetzt 35 …

Strenggenommen gehe ich sogar steil auf die 36 zu und damit ist die 40 nicht mehr allzu weit. Meine Fältchen um die Augen werden mehr, die Haut wird noch weicher und „elastischer“ und auch sonst reife ich nun stark.

Deswegen habe ich vor einiger Zeit folgendes beschlossen:

Ich altere in Würde. Mit grauen Haaren, ohne künstliche Farbe!

Denn ich bin es leid, mich dieser Schönheitsdiktatur – und ja, ein bisschen geht es schon in diese Richtung – zu unterwerfen, und mich um jeden Preis jung halten zu wollen. Ich bin 35, verdammte Axt. Ich habe 6 Kinder auf die Welt gebracht, 8 Kinder unter meinem Herzen getragen und stehe mit beiden Krautstampfern fest im Leben. Da lass ich mir doch nicht auch noch vorschreiben, dass graue Haare uncool sind!

Ehrlich, als vor ein paar Jahren dieser Grannylook mit silbern gefärbten Haaren im Trend war, fand ich das wirklich toll. Aber mir fehlt es, dass Menschen, und da meine ich nicht nur diese eine Tiktokerin, die das natürliche Grau mit Stolz trägt, nicht um jeden Preis auf jeden Zug mit aufspringen wollen.

Wenn also George Clooney wie ein Silberrücken auf den roten Teppich darf und sich nen Scheiß drum schert, ob die Fotografen da ein weißes Haar mehr oder weniger entdecken, dann darf ich wohl auch in Würde altern. So!

Boah, bist du mutig!

Das hab ich neulich gehört. Aber ich finde ehrlich, es hat nichts mit Mut zu tun, denn das würde bedeuten, dass die Haarfarbe ein Problem, einen Mangel darstellt. Dabei ist es einfach nur ein Zeichen der Alterung. Zu meinem Altersfleck am Knie höre ich das übrigens nie. Aber das ist eben auch nicht so offensichtlich, wie das Zeug auf meinem Kopf.

Ich bin nicht mutig. Ich bin nur mittlerweile selbstbewusst genug, mir nicht mehr vorschreiben zu lassen, was als normschön gilt und was nicht. Ich bin mit mir im Reinen. Und das ist ein schönes Gefühl!

Das ist aber ungepflegt, findest du nicht?

Hey, meine Haare sind gewaschen, gekämmt, zu einer Frisur geschnitten und haben weder Platz für Läuse noch anderes Ungeziefer. Ungepflegt wäre es, wenn ich nicht wüsste, wie man Shampoo benutzt und stinkend vor die Tür ginge.

Und nein, ich verstecke mich nicht mehr. Verstecke meine grauen Haare nicht mehr. Denn sie gehören zu mir, genauso wie Cellulite, Lachfalten und Altersflecke. Denn ich habe keine Lust mehr, mich zu verbiegen, in ein Schema pressen zu lassen und zu hoffen, es fällt nicht auf, dass auch hier die Jahre ins Land ziehen.

Deswegen bin ich weder altmodisch noch verbohrt. Nö. Ich mag mich einfach.

Mit Silberfäden im Haar. Die glitzern übrigens viel schöner in der Sonne als meine dunkelbraunen Haare.

Und ich hoffe auch ein bisschen, dass ich damit ein Zeichen für meine Kinder setze, dass älter werden okay ist. Dass man dennoch lebt, Spaß haben und mit sich zufrieden sein kann.

Und wenn du sie färbst?

Dann ist das auch vollkommen in Ordnung, wenn du das für dich und deine Selfcare brauchst. Wenn du dich damit wohler fühlst und Spaß daran hast, mach es.

Nur ich für mich möchte das nicht mehr. Weil ich die Rollenklischees satt habe und finde, grau ist auch eine Farbe.

Herzlichst, die Julie

 

Danke 🙂

Merke es dir für später:

Du hast graue Haare und haderst damit? Dann solltest du unbedingt diesen Text lesen. Für mehr Selbstliebe und weniger Meinung von außen!

3 Kommentare

  • Claudia

    Huhu, kenn ich. Mein erstes graues Haar fand ich mit 16! Ich war zu tiefst geschockt. Seitdem vermehrten sie sich langsam aber stetig. Nach meinem ersten KS kam dann auf einmal eine weiße Strähne dazu, genauso nach dem zweiten und nach dem letzten ebenfalls. Mittlerweile bin ich fast komplett grau-Weiß auf dem Kopf und das mit 32 🙈. Wenn ich Lust dazu habe kommt da irgendwas blind-rotes ins Haar, aber wenn nicht dann steh ich mittlerweile auch dazu. Gene kann man halt nicht ändern. 🤷.
    Danke für deinen Beitrag.

    LG Claudia

  • TAC

    Richtig so!
    Wir Frauen sind richtig so, genau so wie wir eben sind.
    Ich hab von Kindheit an einen „Sturzel“, also einen Haarwirbel am Pony rechts. Dort fing es an mit dem Grau. Erst mit einzelnen Haaren, dann immer mehr. Dieses Haarbüschel ist nun schon seit Jahren komplett weiß. Und inzwischen hab ich überall helle Haare zwischen meinem Braun. Es ist wie es ist, damit kann ich leben. Und nur ganz selten spricht mich mal jemand darauf an.
    Ich werde in diesem Jahr 45.
    LG von TAC

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