Wenn Kinder trauern – unser Abschied von Frieda
Ich habe lange überlegt, wie ich dieses Thema sinnvoll in einen Blogbeitrag packe. Wie ich dieses sensible Thema angehe, ohne dass sich jemand auf die Füße getreten fühlt. Aber ich finde es wichtig, auch Kinder beim Thema Tod einzubeziehen. Denn auch Kinder trauern. Sie gehen aber auch anders damit um.
Als wir vor fast 5 Jahren – ich war gerade hoch schwanger mit meinem vierten Kind – aus unserem Urlaub in Rom zurück kamen, hingen mir die beiden großen Mädels im Ohr, sie wollen so gern ein Haustier. Zwar hatten wir den Tiger, aber ihnen fehlte irgendwie etwas. Und so kam es, dass nach reiflicher Überlegung erst zwei Kaninchen zu uns zogen und kurze Zeit später fand auch Frieda den Weg zu uns. Frieda, ein kleines freches Mädchen mit schwarzem Fell und braunen Sprenkeln. Verfressen bis über beide Ohren und verkuschelt in den Ewald, unser Männchen.
Frieda war eines jener Kaninchen, die immer schon auf den Hinterbeinen standen, um auf ihr Futter zu spekulieren und grub sich aus Langeweile im Sommer auch mal durch den ganzen Garten. Für die Kinder war es normal, dass ihr Häschen sie begrüßte, wenn sie zum Füttern oder Misten oder auch Kuscheln an den Stall gingen.
Und dann lag unsere Frieda letzte Woche einfach so da, mitten im Stroh. Sie rührte sich nicht mehr, obwohl sie ein paar Stunden zuvor noch durch die Gegend gehoppelt war. Schnell war den Kindern klar, dass ihre Frieda tot ist, nachdem sie weder auf deren Stimme noch auf Anstupsen reagierte. Und die Tränen liefen.
Das ist gemein! Ich will nicht das Frieda tot ist! Nicht jetzt. Nicht mit erst 4 Jahren!
Zwischen all den Tränen war so viel Wut und Verzweiflung. Und mir blieb nicht viel, als die beiden Mädchen, die sich die letzten vier Jahre um ihre Kaninchen gekümmert hatten, in den Armen zu wiegen und sie durch ihre Gefühle zu begleiten.
Als sie sich nach einiger Zeit langsam beruhigten, keine Tränen mehr übrig waren und sie sich erschöpft an mich kuschelten, wollte die Prinzessin wissen, ob ich denn nicht traurig bin. Na klar war ich traurig. Frieda gehörte ja schließlich auch mit zur Familie. Ich erzählte den Kindern aber auch, dass ich dankbar bin, dass es Frieda so schnell geschafft hat.
Wie ich das meine, fragte mich die Große. Und ich erklärte, dass ich froh bin, dass Frieda nicht leiden musste. Sie hatte keine lange Krankheit, keine Leidensgeschichte, sondern hat ihr Leben bis zum Ende voll und ganz genießen können. Ihr Tod ging schnell.
Nachdem wir uns alle gesammelt hatten, wollten wir Frieda einen würdevollen Abschied gönnen. Einen Abschied einem Familienmitglied würdig. Und so wurde sie in ein weißes Mulltuch gewickelt, ein Grab wurde ausgehoben und sie wurde im Beisein von uns allen beigesetzt. Wieder wurden die Kinder (und auch ich) von ihren Gefühlen übermannt. So ein Abschied tut nun einmal weh und das spürten sie auch.
Den restlichen Tag verbrachten wir auf einem Spielplatz, um ein wenig auf andere Gedanken zu kommen. Doch das Gedankenkarussell der Kinder lief weiter. Wir banden aus zwei Stöcken und etwas Wolle ein Kreuz, das nun Friedas Grab ziert und an sie erinnert. Und wir redeten noch lange über sie.
Mama, ist Frieda jetzt bei unserem Uropa? Was denkst du? Oder gibt es einen eigenen Kaninchenhimmel? Aber es wäre doch traurig, wenn sie da nicht auf Opa treffen würde. Hmm…
Ich hatte das Gefühl, dass ich ihre Fragen gar nicht genau beantworten kann. Dass ich selbst es nicht weiß, denn schließlich kam ja noch nie jemand zurück, um davon zu erzählen. Und so sagte ich, dass ich es sehr schön fände, wenn die beiden sich treffen und ich den Gedanken daran wirklich mag.
Die Nacht verbrachten die Kinder beieinander, kuschelten und teilten ihre Erinnerungen an ihr Häschen. Manchmal hörte ich sie sogar durch die Zimmertür lachen.
Am nächsten Morgen dann saß die Große am Frühstückstisch, guckte mich todernst an und sagte folgendes:
"Mama, für Frieda war gestern ein -Happy Die- "
"Maus, du weißt, was du da sagst?"
"Ja, die Frieda hatte einen glücklichen Tod und ist schnell gestorben ohne zu leiden!"Ein tröstlicher Gedanke, den die Große über unser Kaninchen mit uns teilt.
R.I.P. kleine Frieda.— Julie (@Puddingklecks_) November 24, 2019
Frieda wird noch immer täglich mehrmals besucht. Es liegen Blümchen auf ihrem Grab, die die Kinder im kargen Novemberwetter gesammelt haben. Mittlerweile sind sie zwar noch traurig, aber der Gedanke, dass sie nicht leiden musste, hat die Oberhand gewonnen. Manchmal, da fragen sie nach einem Foto von ihrem Kaninchen und kichern, wenn sie sich an die vielen Kaninchenlöcher im Garten erinnern, die Manuel am Abend wieder zu buddeln durfte.
Frieda hatte es gut bei uns. Etwas über vier Jahre war sie Teil unserer Familie. Nein, das ist sie noch immer. Aber von oben. Denn jetzt hat unser Ewald zwar keine Partnerin mehr, dafür aber einen Schutzengel, der auf ihn aufpasst. Und vielleicht, ganz vielleicht sitzt sie bei meinem Opa mit auf der Parkbank, guckt hier runter und denkt sich „Was für eine Chaotenbande! War doch logisch, dass ich von oben ein Auge drauf werfen muss!“ .
Herzlichst, die Julie
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