Perfekt unperfekt
Die perfekt inszenierte Welt
Wenn ich mir die ganzen Bilder auf den diversen Seiten im Internet anschaue, die andere Mütter veröffentlichen, werde ich manchmal ganz schön neidisch und stutzig. Vor allem, wenn ich das mit unserem Chaotenhaushalt vergleiche. Liegt da wirklich nie Staub herum? Wie kann der Boden mit kleinen Kindern immer wie geleckt ausschauen? Machen sich die Kinder nie schmutzig? Wie überleben diese wundervollen weißen Möbel, die drapiert sind, als wären sie direkt aus dem Möbelkatalog entsprungen?
Die Realität
Um solch perfekte Zustände der Ordnung und Sauberkeit zu erlangen, müssten alle Kinder ausgeflogen sein und ich stunden- wenn nicht gar tagelang putzen und räumen. Und er wäre dahin, sobald das erste Kind einen Fuß durch die Tür setzt. Natürlich macht es mich wütend, wenn die neue Schulhose nach einem Vormittag mit Erdflecken nach Hause kommt.
Meistens ärgert es mich auch, wenn diese kleinen Menschen mit ihren Dreckstiefeln über den frisch gewischten Boden im Eingang tänzeln oder ihre Sandfingerchen an den erst geputzten Fensterscheiben zum Fernglas zusammenrollen, damit sie sehen, ob wir gerade im Wohnzimmer herumgeistern. Da wird ja auch gedankenlos meine „Arbeit“ zunichte gemacht. Unsere cremefarbenen neu bezogenen Sitzbankpolster hielten ihre Farbe genau – na, kannst du es dir denken? – bis zur nächsten Mahlzeit.
Wenn es nach meinem Empfinden für Ästhetik ginge, müsste unser Treppenhaus fast täglich überarbeitet werden, dank der Nutellahände, die sich natürlich nicht vorher waschen lassen und ein Geländer für überflüssig empfinden.
Versteh mich nicht falsch, wir sind garantiert nicht verloddert – auch, wenn das manchmal gar nicht so schlecht wäre. 😀 Aber an diese perfekten Zimmer mit weißen Möbeln und aufgeräumten Boden ohne ein Körnchen Staub werden wir nie hin kommen. Dafür fehlt mir das Durchhaltevermögen und der Elan, direkt immer alles hinterherzuräumen, mit dem Wischlappen nachzuputzen und Ordnung zu halten. Manchmal muss man eben 5e gerade sein lassen und beide Augen zudrücken.
Und ganz ehrlich? Ich finde, Kinder gehören dreckig und wild und in Matsch und Sand getränkt. Es muss abends aus der Windel rieseln und die Hosentasche mit Kies gefüllt durch das Haus getragen werden. Ich möchte nicht, dass meine Kinder Sorge haben, sie dürfen den Raum nicht verunstalten oder sich nicht setzen, weil sonst die Sofakissen nicht mehr am rechten Platz liegen. Dafür nehme ich es gern in Kauf, dass ich, wenn die Kinder schlafen, die Küche aufräume, über Spielsachen steige und mit den Füßen an den Überresten des Sandkastens festklebe. Als Mama putzen, das weißt du sicher auch, ist eh eine never ending story.
Und in ein paar Jahren, wenn alle Mäuse ausgezogen sind und ihrer Wege gehen, werde ich einen sauberen und ordentlichen Haushalt haben (Ha! Wunschvorstellungen! 😀 ),mich zurück erinnern und vielleicht sogar ein bisschen traurig sein, dass dann keiner mehr da ist, der mit Matschschuhen und Sandfingern aus dem Kühlschrank die Saftflasche angelt… 🙂
3 Kommentare
Tashi
Da muss ich dir voll und ganz Recht geben. Ich frage mich auch jedesmal wie soetwas funktioniert. Abgesehn davon, dass wir nur Holzmöbel haben, die auch danach aussehen 😀 ist hier immer etwas dreckig, oder es liegt irgend etwas auf dem Boden oder sonst wo, wo es nicht hingehört. Deshalb mag ich Fotos aus dem echten Leben viel lieber. Sie sehen vllt nicht so elegant aus, dafür sind sie voller Freunde, Glück und Leben.
Liebe Grüße
Tashi
Von herzverueckt.wordpress.com
puddingklecks
Vielen Dank für dein Feedback. :* Ich glaube, es gehört auch sehr viel investierte Zeit in ein steriles Zuhause – welche ich einfach gern anders nutze. =)
Vivien aka ItsMuddi
Hach, schön, diesen Artikel zu lesen (während ich das Spielzeug im Wohnzimmer verteilt liegen sehe).
Wie du es schon sagst, finde ich es schöner, wenn Kinder auch mal tollen und dreckig sein können.
Und mir ist meine Zeit auch zu schade, um alles ständig absolut clean zu halten.
Aber schön, dass ich da nicht alleine stehe. 😀