Ist die richtige Partnerwahl einfach Glück? Julie, 6fache Mama, erzählt von den Werten ihrer Beziehung und was sie vom "Glück" hält.
Gedankenwelt,  Life

Du hast einfach Glück! // Gedanken zur Partnerwahl & Beziehung

„Du hast einfach Glück!“, sagte eine Freundin neulich wieder zu mir. „Nicht jede Frau hat einen Mann an ihrer Seite, dem Familie wichtig ist. Die meisten Männer haben eben andere Prioritäten und kennen es nicht anders, als dass wir Frauen uns um alles kümmern.“ Hmm, ist das wirklich so? Haben wir so wenig Einfluss auf die Partnerwahl und die Beziehung?

Mein Opa hat meine Oma immer unterstützt. Sie hat quasi angeleitet und er hat gemacht. Ob es das nervige Schnippeln von Gemüse oder das Sortieren der Wäsche war. Mein Opa, Jahrgang 1927, war immer im Bild und hatte auch nach dem Tod meiner Oma keinerlei Probleme, den Haushalt allein weiterzuführen. Die besten Pfannkuchen gab es bei Opa aus der uralten Pfanne mit Unmengen an Butter und Ribislmarmelade. Oma arbeitete in Heimarbeit und Opa war zu meiner Kindheit schon in einem familienfreundlichen Betrieb angestellt.

Bei meinen Eltern war es ähnlich. Zwar arbeitete mein Vater voll und meine Mutter nur halbtags, dennoch gab es klare Aufteilungen der Haushaltsaufgaben.

Diese pseudolustigen Reels und Tikoks, in denen Männer – Väter – nicht in der Lage sind, Einkaufslisten abzuarbeiten oder die leere Klorolle gegen eine frische auszutauschen, empfinde ich daher ehrlich gesagt eher als traurig und mit Fremdscham.

Hier ist es so, dass Manuel eine Kita leitet und dadurch viel unterwegs ist und ich bin eben daheim für die Kinder verantwortlich, beruflich selbstständig und studiere nebenher. Theoretisch hätte ich weit mehr Zeit, hier alles zu managen – und habe dennoch einiges abgegeben. Die Fußball-WhatsApp-Gruppe gehört ihm und aus den Kindergartenthemen vom Frosch halte ich mich bewusst raus. Auch übernimmt er abends meist das Abendritual mit den Kindern, damit ich Zeit für mich habe.

Eine Beziehung, eine Ehe, ist harte Arbeit. Jeden Tag. Julie, 6-fache Mama und verheiratet, erzählt, was ihr dabei wichtig ist.

„Du hast so ein Glück!“

Habe ich das? Oder wusste ich einfach schon mit 19, was ich unbedingt will und was nicht? Hatte ich wirklich Glück bei der Wahl meines Partners oder hatte ich einfach diese Prioritäten, die für mich essenziell waren?

Vielleicht war es auch ein bisschen Glück. Aber ganz bestimmt auch meine Sozialisation. Ich hätte mich auf Dauer nicht mit jemandem einlassen können, der es nicht schafft, das Geschirr in die Spülmaschine einzuräumen. Ich hätte keine ernsthafte Beziehung mit jemandem eingehen können, der das Bild der braven dankbaren Hausfrau anstrebt. Menschen mit dieser Einstellung belächle ich bis heute. Solche Personen kann ich nicht ernst nehmen.

Dass ich also schon so jung jemanden gefunden habe, der das genauso sieht, das war wahrscheinlich wirklich Glück. Dass wir uns damals auf dieser Party getroffen hatten und es wirklich gepasst hat, ja, das war schon besonders. Zu damaliger Zeit jemanden aus dem Internet zu treffen, war dann doch nicht so selbstverständlich wie heute.

„Du hast einfach Glück!“, höre ich sie sagen, meine Freundin, deren Partner Fußballabende dem Familienfilmabend vorzieht, während sie ihr krankes Kind wiegt.

Ja, vielleicht habe ich Glück. Sehr großes sogar. Denn wir stehen jetzt nach 17 Jahren noch immer gemeinsam da. Wir blicken noch immer in die gleiche Richtung und haben uns gemeinsam dorthin entwickelt. Es ist nicht immer leicht und wir haben auch unsere Baustellen. Aber in den grundlegenden Dingen sind wir uns einig. Wir leben eine Partnerschaft auf Augenhöhe, keine Arbeit ist mehr wert als die andere. Wir sind gleichberechtigt in allen Belangen.

Doch uns waren auch einige Dinge von Anfang an klar. Dass unsere Beziehung, unsere Ehe, eben kein Selbstläufer ist, zum Beispiel. Dass wir jeden Tag wieder aufstehen und uns füreinander entscheiden – bewusst. Und dass diese bewusste Entscheidung aber auch bedeutet, dass wir dem anderen wohlwollend gesonnen sind und eine offene Kommunikation führen, was wir brauchen und was uns fehlt.

Eine Beziehung ist Arbeit. Jeden Tag aufs Neue. Gerade wenn Kinder im Spiel sind, ist es schwer, sich nicht im Elternsein zu verlieren. Und gerade da ist es wichtig, dass die Erziehungsaufgabe als gemeinsames Projekt gesehen wird. Verantwortung tragen beide. Immer. Und manchmal bedeutet es einfach, nachsichtig zu sein. Nachsichtig mit den Socken vor dem Bett oder der Kaffeetasse auf der Küchentheke. Aber auch damit, dass er viele Dinge anders löst als ich. Nicht besser, nicht schlechter – anders eben.

Wir sind ein Team und arbeiten täglich an unserer Beziehung, sagt Julie, 6-fache Mama, in ihrem Elternblog Puddingklecks.de . Die Partnerwahl hat laut ihr wenig mit Glück und mehr mit unumstößlichen Werten zu tun.

Ja, ich habe Glück.

Glück, das passende Gegenstück gefunden zu haben, nach dem ich gesucht hatte. Einen Mann, der seiner Verantwortung und seinen Aufgaben gerecht wird, ähnliche Werte wie ich vertritt, und mich in all meinen Träumereien und Luftschlössern unterstützt. Einen Mann, den ich auch nach 17 Jahren noch anschaue und mir denke „Boah, das ist meiner. Toller Kerl!“.

Doch wäre ich tatsächlich lieber allein, als jemanden an meiner Seite zu haben, der zwar körperlich anwesend doch vom Aufwand eher wie ein weiteres Kind ist. Ich wäre lieber allein, statt meine Zeit in einer unglücklichen Beziehung abzusitzen, in der Hoffnung, es ändert sich.

Und vielleicht ist es ein Glück, dass ich keine Angst vor dem Alleinsein habe und deswegen meine Ansprüche und Werte niemals aussetzen musste. Denn ich komme gut allein klar, auch wenn mein Mann und unsere Ehe eine wundervolle Bereicherung ist und ich ihn nicht missen möchte. 

Herzlichst, die Julie

 

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