Julies 8-köpfige Familie ist vom Hochwasser in Bayern betroffen. Die Überschwemmung hat sie einiges gekostet und sie lässt dich daran teilhaben, welche Schäden entstanden sind.
Gedankenwelt,  Life

Hochwasser in Bayern – uns schwimmt die Existenz weg

Hochwasser in Bayern – ich weiß ehrlich gesagt nicht, wo ich anfangen soll.

Samstag Morgen: Die Kinder rennen panisch ins Esszimmer und erzählen, dass es von der Wand auf das Bett der Kleinen sprudelt. Ich denke erstmal, es sei ein schlechter Scherz. Aber nein, ein Riss klafft in der Wand und es kommt fontänenartig Grundwasser durch ihn hindurch. Wir räumen in Windeseile alle Kellerzimmer leer. Darunter 1400 Bücher, die ich am Abend zuvor neu geordnet hatte, ein komplettes Büro und ein Kinderzimmer.

Samstag Nachmittag: Ein Arbeitskollege meines Mannes ist gekommen und hilft, das Wasser einzudämmen, das mittlerweile knöchelhoch im gesamten Keller steht. Abwechselnd stehen wir in der Waschküche und schöpfen eimerweise Wasser in das Waschbecken, in der Hoffnung, es sei nicht nur ein Kampf gegen Windmühlen. Mittlerweile steht das Grundwasser vor den Fenstern im Keller. An den Griffen kommt es sprudelnd in die Wohnräume. Die liebevoll ausgesuchten Vinylböden schwimmen uns langsam entgegen und das Sofa, das wir nicht nach oben bekommen haben, saugt sich nach und nach mit Wasser voll. Immerhin die Kleine hat Spaß und spielt „Pfützen hüpfen“.

Samstag Abend: Wir haben Hilfe aus München bekommen. Während wir im Keller noch immer Wasser schöpfen, werden die Lichtschächte und die Lichtböschung leer gepumpt, auch wenn das Grundwasser immer weiter nachläuft. Leider bilden sich auch immer mehr Risse in den Wänden und es kommt nun auch in den anderen Zimmern nicht mehr nur durchs Fenster rein. Während wir stupide dagegen arbeiten, rattert der Kopf. Wie soll es weiter gehen? Halten die Fenster? Wie sollen wir uns zu 8 hier auf begrenztem Raum einfinden? Gegen 22 Uhr falle ich mit den Kleinen ins Bett. Manuel steht stündlich auf, um die Pumpen zu kontrollieren und zu schauen, ob der Schaden wächst. Das Hochwasser hat uns fest im Griff.

Tag 1 nach dem Hochwasser

Sonntag Morgen: Wir tragen alle Böden und Dinge raus, die wir am Tag zuvor nicht geschafft oder nur beiseite gestellt haben. Mittlerweile ist das Trinkwasser nicht mehr zum Trinken geeignet und soll abgekocht werden. Die Kinder sind gerädert, wir sind einfach nur müde, aber verteilen nun die Gegenstände, die wir panisch vor dem Hochwasser aus dem Keller geräumt hatten, auf die einzelnen (Kinder-)Zimmer. Mir tut vom stundenlangen Wasserschöpfen der ganze Körper weh, wir haben mehrere Blessuren vom Hochtragen der Gegenstände und wissen nicht so richtig, wie es weitergehen soll.

Sonntag Abend: Ich schwanke zwischen Heulen und Resignation, als ich durch den leeren Keller gehe und mir überlege, dass dort bis vor 48 Stunden noch ein Kinderzimmer war. In jedem der Zimmer steht nun ein Bücherregal und ein Kleiderschrank aus dem Keller. Das Sofa steht einsam neben einem leer geräumten Regal vom Möbelschweden und es kommt zumindest nicht mehr sprudelnd aus der Wand. Doch die Wände sind nass, die Böden sind nass, das Hochwasser hat einiges an Schaden angerichtet.

Die Tage darauf sind wir damit beschäftigt, Baugutachter und sämtliche Gewerke zu erreichen, in der Hoffnung, dass uns schnell geholfen werden kann. Doch die meisten sind dank Überschwemmung ausgebucht oder noch im Pfingsturlaub. Wir bauen die Sitze des Familienbusses aus und laden ihn mehrmals voll, um alles, was durch das Hochwasser kaputt gegangen ist, beim Wertstoffhof zu entsorgen. Mittlerweile haben wir zwei Bautrockner aufgetrieben, die die Feuchtigkeit 24/7 aus den Räumen ziehen und einen dauerhaften Lärmpegel bilden, der mich kirre macht. Aber hilft ja nix.

Die Versicherung übernimmt übrigens nicht, denn Hochwasser ist in unserer Versicherung nicht vertreten. Und auf Feuer, Sturm oder Hagel möchte ich nun auch nicht hoffen, damit was retour kommt.

Freitag nach Überschwemmung: Es geht Schlag auf Schlag. Morgens ist der Gutachter da, der sich viel Zeit nimmt, um die Räume und Schäden zu begutachten. Er erklärt genau, was die Baufirma versäumt hat und wie wir uns in Zukunft vor Hochwasser schützen können. Auch dokumentiert er sämtliche Schäden und erläutert, was nun genau gemacht werden muss. Zwei Stunden später ist jemand da, der die Risse fachmännisch versiegelt. Das geht nun bis Samstagmittag so.

Aktueller Stand: Wir leeren die Eimer der Bautrockner, die sich schnell mit Wasser füllen. Wir versuchen, den Kindern einen normalen Alltag zu bieten, obwohl gerade nichts normal läuft. Und wir organisieren und planen.

Es fehlen Bodenbeläge, die Türen wanderten zum Sperrmüll und einzelne Möbel mussten auch entsorgt werden. Zum Glück konnten wir alle Spielsachen und Möbel der Kinder retten. Das Ganze wird nicht so teuer, wie wir dachten. Dennoch übersteigt es unser Erspartes und ich bin dankbar dafür, dass mein Aufruf auf Instagram zumindest so viel gebracht hat, dass wir den Gutachter ohne Magenschmerzen bezahlen können.

Diese Woche sollen noch Löcher in den Estrich gebohrt werden, damit er getrocknet werden kann. Und dann sehen wir weiter.

Ich bin ziemlich durch. Und müde. Sehr müde. Uns allen fehlen Rückzugsorte. Die sind uns genommen worden. Für viele mag das ein Luxusproblem sein. Doch wir haben eben zu 8. nur 126 qm und die Ausweichräume sind weg. Mein Büro Geschichte. Das Kinderzimmer fehlt. Ich schlafe schlecht und die Situation macht mir Angst. Und du weißt jetzt auch, warum es keinen neuen Wochenplan gab.

Falls du magst, freue ich mich also über ein wenig Unterstützung, damit wir nach der Überschwemmung ein wenig sorgloser sein können. Hier kommst du zu meinem Paypal. Wenn nicht, ist das auch vollkommen okay. Das ganze Drama habe ich auch auf Instagram festgehalten.

Herzlichst, die Julie

 

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Julies 8-köpfige Familie ist vom Hochwasser in Bayern betroffen. Die Überschwemmung hat sie einiges gekostet und sie lässt dich daran teilhaben, welche Schäden entstanden sind.

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4 Kommentare

  • Anne

    Hallo Julie,

    puh… was für ein Riesenmist. :/
    Dass das Wasser sogar durch Risse in den Wände kommen kann, hatte ich so gar nicht auf dem Schirm… das ist wirklich heftig.

    Wir haben bei uns ja auch Kellerfenster mit Lichtschächten davor und haben die beim Bau extra danach ausgewählt, möglichst viel Wasserdruck standzuhalten. Die Kellerwände und die Bodenplatte sind zum Glück eh als weiße Wanne gebaut, weil wir hier durch den Lehmboden grundsätzlich mit aufstauendem Sickerwasser zu tun haben. Da wir am Hang wohnen, läuft das Wasser bei uns zum Teil die Straße entlang und kann von da auf den Hof gelangen oder es schießt direkt vom Feld in den Garten (oberhalb vom Haus sind eine Pferdewiese und dahinter ein großes Feld). Da habe ich auch echt Sorge, dass im Zweifelsfall nicht „nur“ Wasser runterkommt, sondern eine Schlammlawine. Das habe ich aber durch die Versicherung abgedeckt… in Anbetracht des Klimawandels sind solche Katastrophenszenarien ja leider immer weniger unwahrscheinlich.

    Es geht ja auch nicht nur um den finanziellen Schaden – an einem Zuhause hängt ja auch einfach ganz viel Herz dran. Ich drücke euch ganz ganz fest die Daumen, dass ihr die Schäden bald behoben bekommt und bei euch wieder Normalität einzieht… mit einem Zuhause 2.0, das ihr bestimmt noch schöner einrichtet als es vorher eh schon war. <3

    Liebe Grüße
    Anne

    • Julie

      Liebe Anne,

      danke für deine Worte! Ja, es kam überall herein, weil die Gewalt des Grundwassers einfach stärker war als die Bausubstanz. Wir leben auch absolut nicht in einem Hochwassergebiet, weswegen wir das mit den Lichtschächten ehrlich gesagt auch absolut nicht auf dem Schirm hatten.
      Jetzt sind wir schlauer und arbeiten eines anch dem anderen ab. Es wird. Nur der Lärm der Bautrockner ist auf Dauer wirklich hart.

      Liebe Grüße

  • Sari

    Oh Gott, ich fühle so mit dir. Wir hatten etwas ähnliches vor 7 Jahren, als der Sturm Xaviar tobte und das Dach vom Nachbar-Haus riss und in unser Dach schmiss. Der Dauerregen lieft in unsere Hauswände und wir hatten auf allen Etagen feuchte Wände und Böden. Von 5 Zimmer konnten wir nur auf 2 Leben. Von Oktober bis Februar liefen die Heizlüfter auf Hochtouren, Heizplatten an den Wänden, Löcher in die Böden gebohrt und riesige Schläuche überall, die Hitze in die Böden pumpte und gleichzeitig Feuchtigkeit entziehen sollten. Die Küche war Totalschaden, Tapeten und Böden mussten rausgerissen werden und wir waren ein Jahr zuvor erst eingezogen. Ich habe Wochen lang auf einer kleiner Herdplatte auf dem Fußboden für uns Essen gekocht, wir haben zu viert in einem Zimmer geschlafen… es hat über ein halbes Jahr gedauert, bis endlich halbwegs Ruhe einkehrte und noch heute sind nicht alle Überbleibsel davon ganz weg (was aber auch an uns liegt ehrlich gesagt). Nicht alles wurde von der Versicherung übernommen. Die Küche mussten wir zum Beispiel vollständig selbst ersetzen. Der Sohn hatte auch regelrechte Wasserblasen an den Wänden in seinem Zimmer, die man aufstechen konnten und dann kam schwallartig Wasser da raus. Schimmelbildung wegen der Feuchtigkeit und und und…

    Aber!!! Es wurde mit der Zeit auch alles wieder besser. Man kommt zwischendurch an seine Grenzen und ist vollkommen am Ende, aber es tut auch gut zu sehen, wie alles nach und nach wieder schön wird. Lasst euch helfen wo es nur geht und haltet durch!!! Das ist echt ganz großer Mist!

    • Julie

      Ach je, das hatte ich bei euch gar nicht auf dem Schirm. Das ist ja grauenhaft! Und das mit der Küche toppt natürlich noch alles. Was für ein Mist. Auch die Wasserblasen – ich mag es mir nicht ausmalen.
      Toll, dass ihr wieder auf die Beine gekommen seid und du positive Schlüsse daraus ziehen konntest. Ich hoffe, hier wird das auch so sein, wenn erstmal die Dauerbeschallung der Bautrockner vorbei ist.

      Liebe Grüße

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